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Kultur: Mozart-Ausstellung: Genie & Frohsinn - In der Staatsoper Unter den Linden

"Nun aber das Aufschreiben, das leidige Aufschreiben!" So muss Mozart gestöhnt haben, bevor er in letzter Sekunde vor der Uraufführung doch noch die Sonate für Klavier und Violine KV 454 zu Papier brachte.

"Nun aber das Aufschreiben, das leidige Aufschreiben!" So muss Mozart gestöhnt haben, bevor er in letzter Sekunde vor der Uraufführung doch noch die Sonate für Klavier und Violine KV 454 zu Papier brachte. Anekdoten ranken sich um diese Sonate. Eine besagt, dass Mozart bei der Uraufführung vor einem leeren Blatt saß und aus dem Kopf spielte. "Das stimmt nicht ganz", sagt Ulrike Feld bei der Eröffnung ihrer Ausstellung zu "Mozarts Skizzen, Entwürfen und Fragmenten" in der Staatsoper Unter den Linden (bis 10. September, täglich 10 - 18 Uhr im Apollosaal, Eintritt frei). "Die Geschichten dienten eher dazu, Mozart als ein noch größeres Genie darzustellen, als er sowieso schon ist". Mozart brachte seine Partitur nächtens vor der Aufführung mit wenigen Skizzen zu Papier. Niemand außer ihm konnte diese Noten entziffern. Unordentliche Notenblätter bilden dann auch einen großen Teil der Ausstellung, die den Mythos demontieren möchte, Mozart habe alles aus dem Ärmel geschüttelt. Hinter seinen Werken steckte mühevolle Detailarbeit. Auf einigen Seiten findet man Zahlenreihen. "Dabei handelt es sich wohl um die Anzahl der Takte", vermutet Feld. Mozart wurde von einigen Verlegern nämlich nach Takten bezahlt. Die Ausstellung zeigt einen menschlichen Mozart - die Bewunderung für den Musiker mindert sie aber nicht. Man ist über sein imposantes Werk umso verblüffter, wenn man erkennt, was für ein Chaot der Maestro war. Und ein derber Spaßvogel: den Kanon "Leck mir den Arsch recht schön" getraute sich sein Verlag nur als "Nichts labt mich mehr als Wein" zu drucken. Erst seit ein paar Jahrzehnten lassen die Musikwissenschaftler auch die andere Seite des Genies zu.

Renate Hirsch

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