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Museen: Betreiberin des Kujau-Museums unter Fälschungsverdacht

Das Museum über den Fälscher der vermeintlichen Hitler-Tagebücher, Konrad Kujau, steht nach nicht einmal einem Jahr vor dem Aus. Die Betreiberin des Museums in Pfullendorf (Baden-Württemberg) soll mit gefälschten Bildern gehandelt haben.

Pfullendorf/Dresden - Die 47 Jahre alte Dresdnerin habe im Internet mehr als 500 Ölbilder verkauft - angeblich alles Kujaus Fälschungen. Die Bilder seien tatsächlich aber in Fernost entstanden. Auf die Spur der mutmaßlichen Betrügerin war die Polizei durch eine frühere Kujau- Schülerin gelangt, die nach mehreren Auktionen im Internet Verdacht geschöpft hatte.

Die Dresdnerin gibt sich als Nichte Kujaus aus. «Wir können aber nicht klären, ob sie wirklich eine Verwandte ist», sagte ein Sprecher der Polizei Dresden. Die Museumschefin unterhielt bei Dresden ein Lager für die Bilder, die sie im Internet anbot.

Die Stadt Pfullendorf als Eigentümerin des Museums-Hauses löste den Mietvertrag mit der Betreiberin nach Auskunft von Bürgermeister Heiko Schmid zum Monatsende auf. Schmidt geht davon aus, dass auch im Museum falsche Kujaus hängen: «Wir sind selber auch betrogen worden.»

Konrad Kujau hatte zweifelhafte Berühmtheit als Verfasser der vermeintlichen Tagebücher von Adolf Hitler erlangt, die er zwischen 1978 und 1983 dem «Stern»-Reporter Gerd Heidemann andrehte. Für die Fälschung wurde Kujau zu vier Jahren Haft verurteilt, von denen er drei absaß. Regisseur Helmut Dietl verfilmte die Aktion später unter dem Titel «Schtonk».

Die jetzt gehandelten Bilder sind nach Ansicht der Ermittler nicht Kujaus Werk, sondern «falsche Fälschungen»: Die 47 Jahre alte Museumschefin habe die Gemälde aus Fernost nur noch mit dem Signet des berühmten Fälschers versehen. Die gefälschten Bilder wurden nach Polizeiangaben von mehr als 380 Käufern aus dem In- und Ausland erworben. Die Werke gingen unter anderem nach Schweden, Frankreich und Österreich. Einzelne Gemälde erzielten Preise bis zu 3500 Euro. Der Gesamtschaden liege bei 550 000 Euro.

Kujau, der aus der Oberlausitz stammte, betrieb seit den 80er Jahren eine Galerie mit seinen «Neuinterpretationen» berühmter Bilder in Stuttgart. Daneben betätigte sich der gelernte Kunstmaler als Gastronom. 1996 kandidierte er bei der Oberbürgermeisterwahl in Stuttgart und gewann 901 Stimmen. Im Jahr 2000 starb Kujau an Krebs

Er hatte zahlreiche Künstler kopiert, etwa Renoir und Picasso. In dem Pfullendorfer Museum waren 70 seiner Werke zu sehen, darunter Kopien seiner Hitler-Tagebücher. Das Pfullendorfer Museum war in seiner einzigen Saison nur von Mai bis September geöffnet, weil das Fachwerkhaus aus dem 14. Jahrhundert keine Heizung hat. (tso/dpa)

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