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Simon Russell Beale, Gael García Bernal, Leonardo Ortizgris (von links nach rechts) in "Museo".

© Alejandra Carvajal

„Museo“ im Berlinale-Wettbewerb: Kurioser Kunstraub in Mexiko

Tiefplattes Kino im Berlinale-Wettbewerb: Alonso Ruizpalacios’ „Museo“ über einen historischen Kunstraub im mexikanischen Nationalmuseum ist fast ein Thriller.

Zu einem Festival gehören immer auch Filme, in denen es zum Beispiel um Philosophie, Pubertät, Liebe und Lebenssinn geht, wobei vordergründig ganz wenig passiert. Und andere, in denen es um Philosophie, Pubertät, Kunst und Verbrechen geht und zunächst ziemlich viel passiert. Doch im Grunde gar nichts war. So ungefähr läuft ein Vergleich zwischen Philip Grönings am Tag zuvor gezeigtem Wettbewerbsbeitrag um Heidegger und ein Schüler-Geschwisterpaar und nun Alonso Ruizpalacios’ „Museo“.

Der mexikanische Regisseur, der 2014 für seinen Kurzfilm „Café Paraiso“ auf der Berlinale einen Debüt-Preis gewann, trägt in seinem ersten langen Werk zu oft bombastischer Musik und Zitaten des großen Action-Kinos mächtig auf. Es geht um einen historischen Kunstraub im Nationalmuseum von Mexico City aus dem Jahr 1985, der hier mit der Innenansicht einer vielköpfigen, wohlsituierten mexikanischen Mittelschichtfamilie verbunden wird – und um allerlei hochtrabend halbphilosophischem Geraune aus dem Off: Historie sei immer nur die Erfindung derer, die sie erzählen, und die einzige Wahrheit stecke nur im Ende einer Geschichte.

Man möchte Gael García Bernal gegen Drehbuch und Regie verteidigen

Ruizpalacios „Museo“ kommt über den Anfang freilich kaum hinaus. Juan Núñez, im Museum jobbender Student, ist irgendwie im Pubertären und ziellos Aufsässigen hängengeblieben, seine Schwestern sagen über ihn, frei nach Gröning: „Unser Bruder heißt Juan und ist ein Idiot.“ Also verdirbt er der Familie aus Rache die Weihnachtsfeier und bricht mit einem Verwandten anschließend ins Museum ein. Wie jemand dabei einen so ausgefuchsten Coup landen kann, dazu den Ethnologen Castaneda zitiert und doch so naiv annimmt, einige der berühmtesten Maya-Kultgegenstände der Welt mal eben über einen Touristenführerfreund verhökern zu können, das zeigt leider: tiefplattes Kino. Darum möchte man den von allen guten Geistern verlassenen Juan-Darsteller Gael García Bernal gegen Drehbuch und Regie verteidigen. Zumal er äußerlich so verblüffend dem jungen Truffaut-Protagonisten Jean-Pierre Léaud ähnelt. Der einzig witzige Moment ist so auch, als ein mexikanischer Polizist den Kunsträuber mit einem Filmschauspieler verwechselt

23.2., 15 Uhr (Friedrichstadt-Palast), 24. 2., 18 Uhr (Haus der Berliner Festspiele), 21 Uhr (Friedrichstadt-Palast), 25. 2., 13 Uhr (International)

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