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Museumsinsel: Volksbegehren gegen Neubau gestartet

Die "Initiative Rettet die Museumsinsel" hat ein Volksbegehren gegen das geplante Eingangsgebäude eingeleitet. Die Kritiker stören sich an der Ästhetik des Neubaus.

Berlin - Die vom Architekten David Chipperfield entworfene James-Simon-Galerie verstelle die Sicht auf das Neue Museum und zerstöre damit den Gesamteindruck des weltweit einmaligen Museen-Ensembles, sagte Mitinitiatorin Annette Ahme. Überdies sei der Status der Museumsinsel als Unesco-Weltkulturerbe gefährdet. Der Aufruf "Rettet die Museumsinsel" wird von zahlreichen Prominenten unterstützt. Dazu gehören nach Angaben der Initiatoren unter anderen die Publizistin Lea Rosh, der Historiker Arnulf Baring und TV-Moderator Günther Jauch. Um ein Volksbegehren zu realisieren, müssen zunächst innerhalb von sechs Monaten 20.000 Unterschriften gesammelt werden.

"Vielen ist die Brisanz des geplanten Neubaus nicht klar", erläuterte Ahme. Hier entstünde ein moderne künstliche Ruine. Es sei ein Skandal, dass ein völlig unnötiges und sehr teures Bauwerk errichtet werden solle und den Steuerzahler belaste. Nach Worten der Historikerin soll die Konstruktion aus Stahl und Glas rund 300 Millionen Euro kosten. Im Vergleich dazu sei die aufwändige Sanierung der Frauenkirche in Dresden mit einer Investition in Höhe von 170 Millionen Euro realisiert worden.

Zweifel an der Notwendigkeit

Der Bauhistoriker Michael S. Cullen bezweifelt überhaupt die Notwendigkeit eines zentralen Eingangs, in dem die Besucherströme gelenkt werden sollen. "Was in Paris mit der gläsernen Pyramide am Louvre funktioniert, würde die Museumsinsel in Berlin verunstalten", betonte Cullen. Wenn überhaupt ein zentraler Besuchereingang erforderlich sei, dann biete sich der Eingangsbereich des Pergamonmuseums hierfür an, ergänzte Ahme. Da die Besucher hier nach wie vor den Kupfergraben auf der Fußgängerbrücke überqueren müssten, bliebe auch der Eindruck bestehen, dass die Gäste eine Insel betreten.

Der Architekt und Bauingenieur Gerhard Hoya sieht den Status der Museumsinsel als Weltkulturerbe der Unesco von 1999 gefährdet, sollte das Eingangsgebäude am Neuen Museum errichtet werden. Denn die Planung für dieses Bauwerk sei in dem damaligen Antrag, die Museumsinsel in die Liste des Weltkulturerbes aufzunehmen, nicht erwähnt worden.

Wurden der Unesco Baupläne verschwiegen?

Ebenso sei die geplante unterirdische "Archäologische Promenade" mit Zugängen zu den fünf Häusern der Museumsinsel nicht in dem Antrag aufgenommen worden. "Das hat die Akteneinsicht beim Landesdenkmalamt Berlin und Icomos-Dokumentationszentrum der Unesco in Paris eindeutig ergeben", hob Hoya hervor. Dagegen hätten das Landesdenkmalamt und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz immer den Eindruck erweckt, dass beide Bauvorhaben bei der Beantragung des Weltkulturerbestatus mit aufgeführt worden seien. "Unesco und Öffentlichkeit sind offensichtlich getäuscht worden", unterstrich Hoya. Die Initiative lehnt auch den Bau der "Archäologischen Promenade" ab.

Die kulturpolitische Sprecherin der Grünen, Alice Ströver, kritisierte den Wortlaut des Volksbegehrens "Kein Neubau auf der Museumsinsel" als Etikettenschwindel. Die Initiatoren sollten sich lieber darum kümmern, dass der Chipperfield-Bau so gestaltet werde, dass er im Einklang mit den Vorgaben der Unesco-Weltkulturerbe-Kommission stehe und es zu keiner Schädigung des Gesamtbildes komme. Hier sei dringender Überarbeitungsbedarf für die James-Simon-Galerie, betonte Ströver. (tso/ddp)

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