zum Hauptinhalt

Kultur: Musik in Berlin: Blech, Kette, Feder - Clubmusik mit Boris Hegenbart im Podewil

Boris Hegenbart hatte gerade begonnen, sich als autodidaktischer Komponist avancierter und erfrischend unakademischer Computer-Musik in Berlin einen Namen zu machen, als er jüngst mit 30 Jahren nach Wien ging, um dort Elektroakustische Musik zu studieren. Mit einem Club-Konzert im Podewil meldete er sich nun in seiner Heimatstadt zurück.

Boris Hegenbart hatte gerade begonnen, sich als autodidaktischer Komponist avancierter und erfrischend unakademischer Computer-Musik in Berlin einen Namen zu machen, als er jüngst mit 30 Jahren nach Wien ging, um dort Elektroakustische Musik zu studieren. Mit einem Club-Konzert im Podewil meldete er sich nun in seiner Heimatstadt zurück. Material und Verfahren seiner Musik haben sich grundlegend geändert: War der scheue Studio-Bastler früher kaum zu Live-Auftritten zu bewegen, so hat er sich jetzt von der auf CD fixierten Komposition verabschiedet und gibt der Improvisation am Elektronik-Tisch den Vorzug.

Dieser Sprung ins kalte Wasser der absoluten Musik gelingt Hegenbart vortrefflich. Mit seltenem Mut zu ruhigen Entwicklungen, gar zu formstiftenden Pausen, befreit er in souveräner live-elektronischer Manipulation die Klänge sacht angeschlagener Metallplatten, Spiralfedern oder Ketten von ihrem perkussiven Charakter. Mit diesen kontrastieren knappe Gesten konkreter Klänge aus dem Repertoire elektronischer Musik vor allem der fünfziger und sechsziger Jahre. Dabei verwischen die Grenzen zwischen künstlichem Echo und oszillierenden Federn ebenso wie zwischen rückwärts abgespielten Samples und akustisch erzeugten Wisch- und Schleifgeräuschen. Der Computer wird Hegenbart zum Werkzeug musikalischer Klanggestaltung - und ist nicht mehr Träger eines das Stück bestimmenden Verfahrens.

Moritz Wermelskirchs Lichtgestaltung erwies sich da leider als weniger variantenreich. Die an die kinetischen Installationen der Gruppe Zero gemahnende Licht- und Raum-Modulation nahm perforierte Bleche und Schablonen zum Ausgangsmaterial, deren Schattenrisse sich sodann in verschiedenen Schärfe- und Bewegungsebenen überlagerten. Das "Licht & Klanglabor" [sic!] von Hegenbart und Wermelskirch befreit sich in "Makrobe (D/A)" vom dominierenden Fetischismus der Apparate in der digitalen Kunst und verhilft dem abstrakten künstlerischen Inhalt wieder zu seinem Recht.

Zur Startseite