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Kultur: Musik in Berlin: Drei Männer treibt die Klon-Frau in den Wahn

Es war einmal ein Genforscher namens Pygmalion, der schuf mit Hilfe seines Assistenten Ganymed die Klon-Frau Galathee, in deren Schönheit er sich besinnungslos verliebte. Diese liebte aber weder ihn, noch den betuchten Lobbyisten Mydas, sondern allein den jungen Ganymed.

Es war einmal ein Genforscher namens Pygmalion, der schuf mit Hilfe seines Assistenten Ganymed die Klon-Frau Galathee, in deren Schönheit er sich besinnungslos verliebte. Diese liebte aber weder ihn, noch den betuchten Lobbyisten Mydas, sondern allein den jungen Ganymed. So nahm das Unglück seinen Lauf... Als Franz von Suppé 1865 seine Operette "Die schöne Galathee" komponierte, ahnte er noch nichts von den heutigen Segnungen der Humangenetik, wusste aber wohl, dass die Lieblingsbeschäftigung des Menschen darin besteht, Gott zu spielen. Diese Erkenntnis ist Ausgangspunkt der textlichen Neufassung von Cordula Däuper und Anna-Sophie Mahler, denen es gelang, das Stück aus der staubigen Operettenkiste zu befreien und im Saalbau Neukölln zu präsentieren, in einer (aber)witzigen Inszenierung (demnächst wieder am 8. , 13. und 14. 4. um 20 Uhr). Die alte Geschichte vom Bildhauer, der sich in das eigene Kunstwerk verliebt, lässt sich mühelos in die heutige Zeit übertragen. So wird aus der Statue Galathee eine Video-Projektion, die für kurze Zeit der virtuellen Welt entrinnt und mit ihrer charmanten Unbeholfenheit drei Männer in den Wahnsinn treibt. Ihre Verkörperung durch die hervorragende Sopranistin Donna Lee gehört zu den Highlights des Abends. Beachtlich auch die Leistung des Jungen Enembles Berlin unter der agilen Leitung Michael Riedels, der zunächst mit viel Elan durch die stürmische Ouvertüre preschte. Wo immer jedoch die operettenhafte Spritzigkeit fehlte, offenbarte sich die schlichte Substanz der Komposition, die trotz liebevoller Inszenierung bleibt, was sie ist: ganz nett.

Hagen Kohn

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