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Kultur: Musik in Berlin: Lieben Sie Bach?

Obwohl Ruth Zechlins Musik mit der von Henze, Boulez oder Lutoslawski manch wesensverwandte Züge aufweist, so erkennt man doch das Werk Johann Sebastian Bachs als zentralen Bezugspunkt ihrer Kompositionen. Die 1926 im sächsischen Großhartmannsdorf geborene Zechlin kam alsbald mit den Bach-Aufführungen der Leipziger Thomaskirche in Berührung - und mit der Arbeit Karl Straubes, Günter Ramins und Johann Nepomuk Davids in der dortigen Musikhochschule.

Obwohl Ruth Zechlins Musik mit der von Henze, Boulez oder Lutoslawski manch wesensverwandte Züge aufweist, so erkennt man doch das Werk Johann Sebastian Bachs als zentralen Bezugspunkt ihrer Kompositionen. Die 1926 im sächsischen Großhartmannsdorf geborene Zechlin kam alsbald mit den Bach-Aufführungen der Leipziger Thomaskirche in Berührung - und mit der Arbeit Karl Straubes, Günter Ramins und Johann Nepomuk Davids in der dortigen Musikhochschule. Auch bei dem Konzert zum 75. Geburtstag von Ruth Zechlin, das die so kluge wie impulsive Orgelspielerin mit dem Flötenvirtuosen Werner Tast im Konzerthaus bestritt, kreiste alles um Bach. Zechlins gedankenvolle, tief dringende und durchaus auch launige Bach-Reflexionen haben ihre ganz eigenen Reize. Zumal man immer auch etwas vom Leben dieser beharrlichen und so lebensprühenden Frau spürt, die in der ehemaligen DDR komponierte, lehrte und spielte. Für sie spricht eben Bach, "eine Sprache, die uns unglaublich nahe ist, glasklar und geschliffen, voll gewaltiger Phantasie und beherrschter Kraft." Im Mittelpunkt des Abends stand das eigensinnige Orgelstück "De Sanctissima Trinitate", das Zechlin im Okober in Passau aus der Taufe gehoben hat. Dem architektonisch weitgestaffelten, klangtechnisch avancierten Werk sind die Bach-Zeichen tief eingebrannt. Neben schrillen, clusterartigen Tonschichtungen, neben so manchem Klangschauer und harschem Pedaltriller gibt es Momente von ätherischer Zartheit. Bei den "Musikalischen Antworten auf Johann Sebastian Bach" für Flöte und Orgel (unter Verwendung der Ouvertüre h-Moll BWV 1067) handelte es sich eher um heitere, hochvirtuose Dialoge mit Bach. Bei aller zwar respektvollen, aber scharf pointierten Spiel- und Verwandlungslust kommt ein keineswegs duckmäuserischer, kapriziöser, bisweilen auch ironisch gebrochener Umgang mit dem "Meister aller Meister" zum Tragen. Mit Werner Tast war ein exzellenter Kammermusikspieler zu erleben, der die Musik der gefeierten Komponistin so kristallklar wie elegant servierte. Auch bei der Sonate nach BWV 529 und Partita für Föte solo BWV 1013 beeindruckte er mit einem äußerst fein ausziselierten Deklamationsstil und einer geradezu mozartisch leicht daherkommenden Musikalität.

Eckart Schwinger

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