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Kultur: Musik in Berlin: Tolle Talente

Damals, in der Schule, war unsere Klasse dafür bekannt, dass wir niemals Referendare durchrasseln ließen. Wenn die Kommission hinten im Klassenzimmer saß, demonstrierten wir Motivation, bis den Prüfern Tränen der Rührung in die Augen schossen.

Damals, in der Schule, war unsere Klasse dafür bekannt, dass wir niemals Referendare durchrasseln ließen. Wenn die Kommission hinten im Klassenzimmer saß, demonstrierten wir Motivation, bis den Prüfern Tränen der Rührung in die Augen schossen. Genauso funktioniert auch das Berliner Publikum. Wer immer eine Bühne betritt, wird hier mit heißen Händen empfangen. Zur absoluten Topform erblühen die Hauptstädter alle zwei Jahre beim Abschlusskonzert des Bundeswettbewerbs Gesang im Fach Musical. Auch diesmal gab es im Theater des Westens wieder eine Loveparade im Sitzen: Schon nach der ersten Ensemblenummer der 18 Preisträger jubeln die Ränge. Und das nicht nur, weil zehn von ihnen Berliner sind.

Dass Götz Alsmann durch die von Jürg Burth und Thorsten Krafft einstudierte Show führt, ist riskant: Denn der unverschämt lässige Entertainer spielt (noch) alle Nachwuchsstars an die Wand, wenn er herrlich blasphemisch von lüsternen Bischöfen singt. Dabei kann sich der Jahrgang 2001 absolut hören lassen: Die Wettbewerbsgewinner, zwischen 17 und 28, teilen sich dabei in zwei Gruppen. Jene, die es zu den amerikanischen Dauerbrenner-Produktionen zieht, und jene, die große Kleinkunst machen wollen. Die erste Gruppe hätte auch Chancen bei den RTL II-"Popstars" - denn sie sind durchtrainiert, diszipliniert und von leicht glatter Professionalität wie Björn Breckheimer (2. Preis A-Wettbewerb). Die zweite Gruppe erlaubt sich zusätzlich noch eine eigene Persönlichkeit. Bodo Wartke zum Beispiel (1. Preis in der Sparte Chanson): ein All-Inclusive-Entertainer, der sich bei seiner Eigenkomposition am Klavier begleitet und die Moderation gleich mit übernimmt. Oder Sebastian Krämer, der in Otto-Reuter-Manier versponnene Couplets aus eigener Feder vorträgt. Miriam Lotz schwärmt mit dem ganzen Körper von Neumanns "Neandertalern", Melanie Haupt bringt ihren Pianisten mit einer vehement vorgetragenen Liebeserklärung in Bedrängnis, und Winnie Böwe demonstriert lässig, dass sie nicht nur eine fertige Schauspielerin ist, sondern auch eine tolle Diseuse. Viel gäbe es auch zu sagen über Maike Schmidts explosives Rhythmusgefühl oder die tollen Stimmen von Katja Berg und Filipina Henoch. Für heute muss dies genügen: Danke, wir hören von euch.

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