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Kultur: MUSIK IN BERLIN: Zerr-Bilder

Ein großer Künstler darf alles: verrückt sein und launisch, unlogisch und unberechenbar.Nur Phantasie muß sein Spiel haben, etwas Wesentliches zum Werk aussagen, Geist und Herz erwärmen.

Ein großer Künstler darf alles: verrückt sein und launisch, unlogisch und unberechenbar.Nur Phantasie muß sein Spiel haben, etwas Wesentliches zum Werk aussagen, Geist und Herz erwärmen.Von alledem hat Anatol Ugorski bei seinem Auftritt im Kammermusiksaal der Philharmonie nicht allzuviel vorzuweisen.Es mag noch angehen, daß er einige "Lieder ohne Worte" von Felix Mendelssohn mit reichlicher Pedalisierung und weichen Pastellfarben in Salonschwaden hüllt.Doch dann häufen sich die manierierten Ungereimtheiten.Mit dem schleppenden, geblähten Tempo der "Promenade" kommt wohl kein Besucher durch die "Bilder einer Ausstellung"..Nebel umwallen das "alte Schloß", lustlos picken die "Küchlein in ihren Eierschalen", ohne klare Brillanz auch die "schnatternden" Repetitionen der "Marktweiber von Limoges", wie überhaupt das Forte flach und klirrend dem häufig belegt wirkenden Piano gegenübersteht, trotz extremer Konstraste ohne Tiefenschärfe.Die Dominanz der rechten Hand führt zu manchem Kuriosum - wie dem viel zu lauten Tremolo in den "Katakomben", das "Glimmen der Totenschädel" bezeichnend, die dann selbst im tonlosen Thema gar nicht mehr aufzufinden sind.Spannung und Ausdruck liegen hier eher in theatralischen "Dirigier"-Gesten als im Klang.Manches skurrile Rubato, Verzögern oder Vorpreschen, das die "Bilder" verzerrte, könnte vielleicht besser zu Schumanns "Davidsbündler-Tänzen" passen, diesen überhitzten, gegen die Philister stürmenden Traumbildern.Doch auch hier Enttäuschung: Ansätze des drängend Temperamentvollen, der Poesie oder des Humors fallen schnell wieder zusammen, gehen vor allem im Pedal unter.Und ohne deutliche Mittelstimmen gibt es auch kein inneres Leben, keine Schatten und keine Geheimnisse - was das Publikum nicht am Jubeln hindert.

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