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Kultur: Musikdebatte & Musical in Berlin: Erziehen, sagt er

Was ist ein Konzert? Verblüffung macht sich breit angesichts dieser scheinbar einfachen Frage von Franz Xaver Ohnesorg, dem Intendanten der Berliner Philharmoniker.

Was ist ein Konzert? Verblüffung macht sich breit angesichts dieser scheinbar einfachen Frage von Franz Xaver Ohnesorg, dem Intendanten der Berliner Philharmoniker. Schließlich geht es in seinem Vortrag im Siemens Forum um Kultursponsorign. Und um die Frage: "Wer bezahlt die Hochkultur?" Ein Konzert, so Ohnesorg, ist für den Musiker ein oft geprobtes und wiedererkennbares Ereignis; am Zuhörer, der die Musik vielleicht zum ersten Mal hört, rauscht sie womöglich vorbei. Also muss er schon vor dem Konzert mit Informationen versorgt werden, zum Beispiel über das Internet.

Junge Menschen sollen mit einem "education-programme" an die klassische Musik herangeführt werden. Philharmoniker werden in Schulen Teile der Werke spielen, die die Jugendlichen im Konzert wieder hören können. Ende September spielt der Chefdirigent Simon Rattle die Sinfonie "Blood on the floor", in dem der britische Komponist Mark-Anthony Turnage den Tod seines drogenabhängigen Bruders verarbeitet hat. Rund um dieses Stück mit einem für Jugendliche relevanten Thema wird es ein Programm für Jugendgruppen geben.

Insgesamt will Franz Xaver Ohnesorg die Philharmoniker von einem öffentlichen in ein Dienstleistungsunternehmen verwandeln, das sich dem Service-Gedanken amerikanischer Prägung verpflichtet sieht. Er selbst sieht sich als Ermöglicher von großer Kunst. Anregungen für sein Sponsoring-Konzept holte sich Ohnesorg in den USA, wo er zwei Jahre die Carnegie Hall leitete. Bei der Finanzierung strebt Ohnesorg eine Mischung aus dem amerikanischen und dem deutschen System an: die Grundversorgung leistet die öffentliche Hand, Projekte und Programme sollen durch private Sponsoren ermöglicht werden. So will der Mäzen Alberto Vilar in den nächsten fünf Jahren für von Ohnesorgs "education-programme" 50 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Und obwohl Ohnesorg den Anteil für 2002 aufgrund der Rezession nach dem 11. September nicht erhält, wirkt seine Zuversicht ansteckend in Zeiten des rotstiftbedingten Kulturpessimismus.

Andreas Steinbrück

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