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Der polnische Star-Tenor Piotr Beczała bei einer Pressekonferenz vor der Aufführung von „Halka“ in Warschau.

© imago images/Eastnews

Musikempfehlung für zu Hause: Wichtige Impulsgeber der polnischen Romantik

Der polnische Star-Tenor Piotr Beczała präsentiert mit dem Pianisten Helmut Deutsch Lieder von Stanisław Moniuszko und Mieczysław Karłowicz.

Rein geografisch betrachtet liegt die Kulturnation Polen von Berlin aus sehr nahe. Umso trauriger ist es, dass Kompositionen aus unserem östlichen Nachbarland in den hauptstädtischen Spielplänen nur selten auftauchen. Wenigstens auf CD lassen sich nun zwei Künstler entdecken, die dem polnischen Musikleben zu Lebzeiten wichtige Impulse gegeben haben. 

Piotr Beczała, der polnische Tenor, der in den letzten Jahren zum internationalen Star avanciert ist, präsentiert mit dem Pianisten Helmut Deutsch Lieder von Stanisław Moniuszko und Mieczysław Karłowicz. Ermöglicht wurde die Aufnahme von einer Institution, die nach dem berühmtesten aller polnischen Komponisten benannt ist, dem Narodowy Instytut Fryderyka Chopina.

Die Kunst des Tonsatzes haben sowohl der 1819 geborene Moniuszko wie auch der zwei Generationen jüngere Karłowicz in Berlin erlernt. Wobei sich Moniuszko ästhetisch mehr vom italienischen Belcanto angezogen fühlte als vom strengen akademischen Stil des preußischen Singakademie-Leiters Carl Friedrich Rungenhagen. 

Gitarrenartige Begleitung erinnert an klassische Canzonen

Mit seiner Oper „Halka“, für die er traditionelle Tanzrhythmen seiner Heimat mit der leidenschaftlichen Melodik des Südens mischte, wurde Moniuszko zum Begründer der polnischen Romantik.

Wie gut Moniuszko für Stimmen schreiben konnte, wird auch in den Lieder deutlich, die Piotr Beczała für sein Album ausgewählt hat. Sonnig ist hier oft die Stimmung, die gitarrenartige Begleitung lässt an klassische Canzonen denken. 

Als Muttersprachler, dessen Timbre zudem mit echter Italianità gesegnet ist, hat der Tenor ideale Voraussetzungen, um beide Musikwelten zusammenzuspannen. Sinnlich und sinnig klingen seine Interpretationen, die Atmosphäre der Stücke erschließt sich mühelos auch denjenigen Hörern, die die Worte selber nicht verstehen.

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Der 1909 mit 32 Jahren bei einem Lawinenunglück in der Hohen Tatra ums Leben gekommene Mieczysław Karłowicz konnte nur ein schmales Oeuvre hinterlassen. Die meisten seiner 23 Lieder entstanden während seiner Berliner Studienzeit. 

Den Hochromantikern Wagner, Richard Strauss und Tschaikowsky fühlte sich der junge Pole nahe. Er zeigt keine Scheu vor schwelgerischer Emphase, selbst in den kürzesten Stücken geht es stets um die ganz großen Gefühle.

Die Klavierbegleitung ist häufig von sinfonischer Üppigkeit, über schillernden Harmonie erhebt sich die Stimme, fliegt mal jauchzend himmelan im Liebesüberschwang, um dann wieder abzustürzen in die schattigen Klüfte der Melancholie. Mit Noblesse und feinem Stilgefühl lassen Piotr Beczała und Helmut Deutsch diese Jahrhundertwende-Preziosen funkeln.

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