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MUSIKER-BIOGRAFIE„Control“: Ein Mann sieht schwarz

Wenn Ian Curtis tanzte konnte das ziemlich seltsam aussehen: Ein roboterhaftes Ruckeln und Zucken erfasste seinen ganzen Körper. Mitunter war die Performance des jungen Sängers der Band Joy Division nicht mehr von den epileptischen Anfällen zu unterscheiden, unter denen er zunehmend litt.

Wenn Ian Curtis tanzte konnte das ziemlich seltsam aussehen: Ein roboterhaftes Ruckeln und Zucken erfasste seinen ganzen Körper. Mitunter war die Performance des jungen Sängers der Band Joy Division nicht mehr von den epileptischen Anfällen zu unterscheiden, unter denen er zunehmend litt.

Diesen Tanzstil zu spielen muss eine der größten Herausforderungen für Sam Riley (Foto) gewesen sein. Der noch relativ unerfahrene Schauspieler und Sänger hatte ohnehin eine unglaublich schwere Aufgabe in „Control“, dem Debütspielfilm des Starfotografen Anton Corbijn: Er verkörpert einen Mann, der mit seiner Band Ende der Siebziger Popmusik-Geschichte geschrieben hat und nach seinem Selbstmord mit 23 Jahren zu einem Mythos geworden ist.

Doch Riley macht seine Sache fantastisch. Im Unterschied zu Michael Winterbottoms Manchester-Musikfilm „24 Hour Party People“, der einen langen Joy-Divison-Teil enthält, zeichnet er Ian Curtis als durchaus liebenswerten, etwas verschrobenen und manchmal auch sprunghaften Schlaks im Parka. Wenn er seiner Freundin Debbie überschwänglich einen Heiratsantrag macht, obwohl beide fast noch Kinder sind, wirkt sein Enthusiasmus ansteckend. Und wenn er später völlig zerrissen zwischen ihr und seiner belgischen Geliebten Annik umhertaumelt, wird seine Verzweiflung geradezu physisch spürbar. Überdies kann Riley singen. Die anderen Musiker-Darsteller mussten ihre Instrumente erst lernen. Schließlich beherrschten sie sie so gut, dass im Film ihre Versionen von Joy-Disivion-Songs wie „Transmission“ oder „She’s lost Control“ zu hören sind. Das verleiht dem Werk zusätzliche Dichte und trägt dazu bei, es zu einer der gelungensten Musikerportäts der jüngeren Vergangenheit zu machen.

Das brillante Schwarzweiß, mit dem Anton Corbijn die letzten Lebensjahre des Sängers nachzeichnet, passt geradezu kongenial zur Düsternis der Musik von Joy Division und ihrer tristen Heimat Manchester. Und wie er seinen Protagonisten in eine sich stetig verschattende Gestalt verwandelt, ist ebenfalls meisterhaft. Sehr sehenswert. Nadine Lange

„Control“, GB/USA 2007, 121 Min., R: Anton

Corbijn, D: Sam Riley, Samantha Morton, Alexandra Maria Lara, Toby Kebbell

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