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Musikerbezahlung: Orchester-Streit im Abgeordnetenhaus

Wochenlang hat der Berliner Orchesterstreik das Publikum irritiert, jetzt ist er in der Politik angekommen. Am Montag wollte sich der Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses die Hintergründe des Konflikts erklären lassen. Doch offensichtlich waren es dann doch der Feinheiten zu viel.

Während sich Andreas Masopust von der Orchestergewerkschaft DOV in Details verliert, unterhält sich Klaus Wowereit demonstrativ mit der Vorsitzenden Alice Ströver. Als Peter F. Raddatz, Geschäftsführer der Opernstiftung, näher auf den aktuellen Stand der Tarifverhandlungen eingehen will, macht der Regierende dann den Schäuble und pfeift seinen Untergebenen zurück: „Sie können nicht laufende Tarifverhandlungen in den öffentlichen Raum verlegen. Ich muss Sie vor sich selbst schützen.“

Klar ist also weiterhin nur, dass der Konflikt ungelöst ist. Berlin hat zwar angeboten, die Bezahlung der Musiker der drei Opern sowie des Konzerthausorchesters an den im Bund geltenden Tarif anzugleichen – die Frage ist nur, wie schnell das gehen soll. Die DOV will, dass dies nicht erst 2017 geschieht. „Wir können das sofort machen“, so Raddatz, „es ist nur eine Frage des Geldes. Bezahlen müssen es dann die anderen Angestellten der Häuser, Techniker, Chor und Solisten.“

Der Streit um den Flächentarifvertrag ist aber eigentlich Nebensache. In erster Linie geht es darum, dass die Musiker von Barenboims Staatskapelle mehr verdienen als die Kollegen der Deutschen und Komischen Oper – unter anderem wegen eines Bundeszuschusses von jährlich 1,8 Millionen Euro. Daran wird sich so schnell auch nichts ändern. Raddatz hält die Bevorzugung für gerechtfertigt, da die Staatskapelle durch ihre auswärtigen Gastauftritte mehr Geld generieren würde als die Konkurrenten. Müssen also die anderen Häuser nur häufiger auswärts spielen, um ebenfalls mehr Geld zu bekommen? So einfach ist es leider nicht, erläutert Raddatz: „Sie müssen eingeladen werden. Das müssen Sie sich verdienen.“

Aus Landesmitteln jedenfalls werden die anderen beiden Orchester wohl kaum auf jenes Lohnniveau angehoben werden, das Schröders Geschenk an Daniel Barenboim der Staatskapelle sichert. Das könne nur hausintern, auf dem Rücken der anderen Angestellten geschehen, sagt auch Wowereit. „Das Geld fällt nicht vom Himmel.“ Erst recht nicht von dem über Berlin.

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