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Ensemble Musikfabrik im Haus der Berliner Festspiele

© MUTESOUVENIR | KAI BIENERT

Musikfest Berlin: Aber bitte mit Banane

Beim Musikfest Berlin mixt das Ensemble Musikfabrik Rock-Nummern von Zappa mit Avantgarde-Werken von Edgar Varèse.

Was treibt das Ensemble Musikfabrik dazu, Rock-Gigant Frank Zappa mit dem eigenwilligen Tonsetzer Edgard Varèse im Haus der Berliner Festspiele zu verschmelzen? Es sind die Experimentierlaune und der radikale Umgang mit Rhythmus und Dynamik, die beide verbinden. Zappas „Revised Music for Low Budget Orchestra“ ist ein irrlichternder Parcours aus Staccato-Passagen, Trommelwirbeln und halsbrecherischen Xylofon-Soli. Das 33-köpfige Ensemble aus Köln spielt es mit so viel Kampfgeist, dass man kaum nachvollziehen kann, wann welche Ensemblemitglieder – Blechbläser, Gitarristen, Streicher, Sänger, Orgelspieler und sechs Männer am Schlagwerk – genau zum Einsatz kommen.

Im nächsten Teil zeigt sich dann die Parallele zu Varèse: Für „Ecuatorial“ dreht sich die Bühne, und wir sehen zwölf Musiker, die ein atonales Werk voller technischer Raffinesse und klanglicher Ekstase präsentieren: Michael Leibundgut singt die sakralen Texte aus dem „Buch des Rates“ der Maya, entwickelt eine düstere Stimmung, in der die Klänge der anderen sich in freier Assoziationslust aufeinander beziehen. Varèse kannte keine tonalen Grenzen und wurde dafür lange Zeit verschmäht.

Zappas Werke werden zum wilden Musik-Marathon

Sein „Poème electronique“ für Tonband erklärt ein bisschen, warum: In seiner Brüchigkeit ist es radikal-kompromisslos und verzichtet auf jegliche Art von systematischer Beschränkung. Es geht um die Wirkung allein: Das Publikum hört Schallwellen, Bässe, ein Quietschen und ein Raunen. Die unerwarteten elektronischen Impulse provozieren komische Effekte und sogar Gelächter.

Dann ist wieder Zappa dran, mit schnellen Stücken, etwa „Black Pages 0–2“, die das fantastische Ensemble Musikfabrik unter der Leitung von Dirk Rothbrust als wilden Musik-Marathon vorstellt. Die Streicher spielen Flageolette und werfen mit den Bögen. Die sechs Schlagzeuger musizieren mit allem, was gerade griffbereit ist: mit Sticks und Stäben, aber auch mit Reis und Bananenschalen. Das Publikum springt auf, applaudiert begeistert und verlässt den Saal atemlos, aber glücklich.

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