zum Hauptinhalt

Musikfest Berlin: Dichterliebe

Unter der Leitung seines finnischen Chefdirigenten Jukka-Pekka Saraste gastiert das WDR-Sinfonieorchester beim Musikfest - und hat das Trio Jean Paul als Solisten mitgebracht

Von Schumann, dem prophetischen Bewunderer der großen C-Dur-Symphonie Schuberts, wissen wir, dass der Uraufführungsdirigent Felix Mendelssohn sie 1839 „auf das sorgfältigste einstudiert“ habe. Solche Sorgfalt ist erste Pflicht des Interpreten, wenn er das Werk in seinem „Reichtum überall“ erschließen will. Der finnische Dirigent Jukka-Pekka Saraste geht von der Präzision aus und erreicht eine Lesart, die im besten Sinn musikantisch ist. Das heißt, dass er nicht vornehmlich auf der Suche nach verlorenen Geheimnissen der Romantik ist, sondern die unscheinbarsten Begleitfiguren verteidigt. Zu Gast ist das WDR-Sinfonieorchester Köln, gegründet 1947. Seine unprätentiösen Bläsersoli fügen sich fein in den Gesamtklang ein, das Hörnerpaar, Oboe, Klarinette singen dynamisch differenziert, und die breite Generalpause im zweiten Satz verrät, wie viel Spannung die Wiedergabe aufgenommen hat. Saraste ist seit 2010 Chefdirigent des Orchesters, und der Eindruck des Gearbeiteten, den er der liedhaften Musik verleiht, gibt ihren „himmlischen Längen“ natürliches Profil. Schwach besucht ist die Philharmonie. Gäste haben es schwer beim Musikfest in der Musikstadt Berlin.

Jukka-Pekka Saraste dirigiert das WDR Sinfonieorchester Köln. In der Mitte: Cello-Solist Martin Löhr
Jukka-Pekka Saraste dirigiert das WDR Sinfonieorchester Köln. In der Mitte: Cello-Solist Martin Löhr

© Kai Bienert

Schumann hat die Symphonie mit einem Roman von Jean Paul verglichen. Es trifft sich, dass an diesem Abend drei Musiker auftreten, die ihrem Trio den Namen des romantischen Dichters gegeben haben. Ihnen gehört das „Trio Concerto“, ein Konzertsück für Klaviertrio und Orchester (2014) von Wolfgang Rihm. So frisch wird es uraufgeführt, dass keine pünktliche Einführung im Programmheft möglich war. Es ist, wie vieles von Rihm, Interpretenmusik, weil alle Instrumentalfarben dankbar für Virtuosen zum Klingen kommen. Kantabilität, sicher ausgehört, verbindet sich hier und da mit Witz und elegant untertreibenden Finaleffekten. Seit über 20 Jahren spielt das Trio Jean Paul zusammen, darin Martin Löhr, Solocellist der Berliner Philharmoniker. Rihm hat dem Trio ein Stück beschert, mit dem man reisen kann. „Transitus“, ein nachträglich ins Programm genommener Rihm, ist ein Gesang für Orchester, romantische Erinnerung, vom Horn ausgehend wie die Schubert-Symphonie, aber paukenstark.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false