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Kultur: Mut und Wut

Zum 75. Geburtstag: Botero bald in Berlin

Ab September wird man ihn in seiner ganzen, vollen Schaffenskraft in Berlin erleben können: Dann sollen, nach Wunsch der kolumbianischen Botschaft, die sich auch um die Finanzierung kümmert, 15 bis 18 Botero-Skulpturen am Lustgarten vor dem Alten Museum aufmarschieren. Berliner Kulturbürgermeister Klaus Wowereit sowie sein Staatssekretär André Schmitz haben Unterstützung zugesagt. Und nur Ästheten wie Boteros langjähriger Berliner Vertreter, der Kunsthändler Dieter Brusberg, sind mit dem Projekt, das Botero in anderer Form schon auf den Straßen von Paris verwirklicht hat, nicht glücklich. Er hätte sich eine andere, strengere Auswahl, eventuell verantwortet durch einen Kenner wie Werner Spies, gewünscht.

Interessanter ist ein zweiter Plan, der eine andere, spannende Facette des populären Künstlers in Berlin präsentieren könnte: die Bilder, die Botero 2005 noch ganz erfüllt von der Wut über die Taten der US–Soldaten im Foltergefängnis Abu Ghraib malte. Der 80teilige Abu-Ghraib-Zyklus, der schon in Rom und der Kunsthalle Würth gezeigt wurde und derzeit auf Tournee in den USA unterwegs, könnte, so die Idee von Akademiepräsident Klaus Staeck, im Mai und Juni 2008 im Behnisch-Bau am Pariser Platz gezeigt werden – in unmittelbarer Nachbarschaft der US-Botschaft. Ein symbolträchtiger Ort.

Mit dem Abu-Ghraib-Zyklus wie auch den rund 50 Bildern, die er von 1999 bis 2004 über seine vom Bürger- und Drogenkrieg geschüttelte Heimat Kolumbien gemalt hat – die Ausstellung „Der Schmerz Kolumbiens aus Sicht Boteros“ ging um alle Welt –, hat sich der wegen seiner füllig-gutmütigen Figuren als naiv und unpolitisch abgestempelte Künstler im Alter noch einmal wuchtig zu Wort gemeldet – mit einer Anklage, an der man gerade wegen ihres direkten Realitätsbezugs nicht vorbeikommt. Er wollte „das Bild des Schreckens ins Bewusstsein der Welt einbrennen“, so der Künstler, über den der Regisseur Peter Schamoni gerade einen Dokumentarfilm „Botero – der umgekehrte Kolumbus“ dreht.

Heute feiert Fernando Botero seinen 75. Geburtstag.

Christina Tilmann

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