zum Hauptinhalt

Kultur: Nach dem Erdbeben: In sechs Stunden abflugfertig

Es war 13.15 Uhr, als am Sonntagmittag bei Wolfgang Lutterbey in Ibbenbüren bei Münster das Telefon klingelte.

Es war 13.15 Uhr, als am Sonntagmittag bei Wolfgang Lutterbey in Ibbenbüren bei Münster das Telefon klingelte. Eine gute Stunde später saß der Architekt bereits im Auto in Richtung Frankfurt am Main. Gegen sechs Uhr am frühen Abend hätte sein fünfzehnköpfiges Team schon abfliegen können. Ziel: Mittelamerika, Erdbebengebiet. Doch manchmal ist die Eingreiftruppe schneller als die Flugpläne es erlauben: "Eigentlich hätten wir am Sonntag ja schon losfliegen können. Doch es gab kein Flugzeug", sagt Lutterbey.

Der 42-Jährige ist der Einsatzleiter der so genannten Seeba, der "Schnellen Einsatzeinheit Bergung Ausland" der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW), die dem Bundesinnenministerium nachgeordnet ist. Die Seeba ist in ständiger Alarmbereitschaft. Sie muss innerhalb von sechs Stunden in der Lage sein, an jeden beliebigen Ort der Welt zu fliegen. "Und damit sind nicht nur die Personen gemeint, sondern auch die gesamte Ausrüstung, die wir brauchen. Das ist eine enorme logistische Leistung", sagt Lutterbey. Die Seeba ist an drei Standorten in Deutschland verstreut, in Bocholt, Darmstadt und Freisen/Nohfelden. Je nach Krisenlage können drei bis 70 Personen sofort in Hilfsgruppen aufgeteilt werden. Alle Mitarbeiter stehen ständig unter vollem Impfschutz. Die zentralen Flughäfen für die Abreise sind immer Düsseldorf oder Frankfurt.

Am Montagmittag saß Lutterbey mit seiner Mannschaft auf dem Flughafen in Paris. Bis zum frühen Abend war nicht klar, wann sie starten würden. Nur das Ziel: Ein Militärflughafen in San Salvador.

Lutterbeys Truppe besteht in erster Linie aus Handwerkern, Schlossern oder Industriemechanikern. Die "Seeba" ist zum einen ausgebildet, um Erdbebenopfer zu orten und sie zu retten. Zum anderen kann das Team aber auch Trinkwasser aufbereiten oder die Stromversorgung sichern. Für den Einsatz in El Salvador hat die Gruppe deshalb auch einen Stromerzeuger im Gepäck, der so groß ist wie ein halber Kühlschrank. Mit den zwei Aufbereitungsanlagen für Wasser, die ebenfalls mit auf die Reise gingen, können 2000 beziehungsweise 6000 Liter pro Stunde erzeugt werden.

Wolfgang Lutterbey geht davon aus, dass er rund "eine Woche" in Mittelamerika bleiben wird. Das sei die normale Einsatzlänge für die Teams. Der Architekt arbeitet normalerweise im Bau- und Liegenschaftenbetrieb des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen. Wie alle anderen im Team auch macht er den THW-Job ehrenamtlich. Die Familie ist es mittlerweile gewöhnt. Lutterbey war auch schon bei der Erdbebenkatastrophe in der Türkei dabei. "Wenn die Familie nicht voll hinter mir stehen würde", sagt er, "könnte ich das auch gar nicht machen."

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false