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Monika Maron

© Jonas Maron/S.Fischer

Nach Trennung von ihrem Verlag S. Fischer: Monika Maron sieht sich als Opfer

Der Fischer-Verlag trennt sich von seiner Autorin Monika Maron. Meinungsverschiedenheiten gab es länger, nun kam es wegen eines Essaybands zum Zerwürfnis.

Nach vierzig gemeinsamen, durchaus erfolgreichen Jahren gehen der S. Fischer Verlag und Monika Maron künftig getrennte Wege. Am Montag wurde die Trennung vom Verlag bestätigt, die von der Schriftstellerin in einem Interview mit der „Welt am Sonntag“ öffentlich gemacht worden war.

Auslöser des Zerwürfnisses ist der Essayband „Krumme Gestalten, vom Wind gebissen“, den Maron in der Reihe „Exil“ der Edition Buchhaus Loschwitz veröffentlichte. Der Kleinverlag wird von der Dresdener Buchhändlerin Susanne Dagen betrieben.

Sie ist wegen ihrer Nähe zur Pegida-Bewegung und zum Antaios Verlag umstritten. „Man kann nicht bei S. Fischer und gleichzeitig im Buchhaus Loschwitz publizieren, das mit dem Antaios Verlag kooperiert“, sagte die Verlegerische Fischer-Geschäftsführerin Siv Bublitz in einer Stellungnahme.

Der Antaios-Verleger Götz Kubitschek gilt als intellektueller Kopf der neuen Rechten, mit engen Verbindungen zur rechtsextremen Identitäten Bewegung und zum ebenfalls rechtsextremen, inzwischen aufgelösten Flügel der AfD.

Nicht glücklich mit dem Namen "Exil"

Im Interview hatte Maron eingeräumt, nicht glücklich damit zu sei, dass die Reihe, in der ihre Essays herauskamen, „Exil“ heißt, „denn keiner der Autoren ist ja im Exil“. Aber sie halte Dagen keinesfalls für neurechts, sondern für „eine Oppositionelle, die manchmal auch übers Ziel hinausschießt“. Maron nennt sie eine „Freundin“, in deren Geschäft sie seit zwanzig Jahren viele ihrer Bücher vorgestellt habe.

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Der Bruch mit Fischer kommt nicht aus heiterem Himmel. Über die Gründe, Maron keine neuen Buchverträge anzubieten, habe es in den vergangenen Monaten einen „intensiven Austausch“ mit der Schriftstellerin gegeben, so der Verlag. Im Mai 2021 soll bei Fischer trotz aller Meinungsunterschiede noch ein bereits angekündigter Essay-Band mit dem Titel „Was ist eigentlich los?“ erscheinen.

Die Auswahl der Texte hat Maron mit ihrem Lektor getroffen, das Buch war als eine Art Geschenk zum 80. Geburtstag der Autorin im Juni geplant. Auch die bereits bei Fischer erschienenen Bücher sollen, „wenn es nach dem Wunsch des Verlages“ geht, weiter im Programm bleiben.

Debüt mit "Flugasche"

Maron, die 1941 geboren wurde, in West-Berlin aufwuchs und ab 1955 in der DDR lebte, debütierte 1981 mit ihrem Roman „Flugasche“ bei S. Fischer. Das Buch erzählt von der Umweltverschmutzung in der DDR und wurde dort verboten.

Wegen der Auseinandersetzungen mit der Zensur verließ die Schriftstellerin damals den ostdeutschen Staat. Anschließend kamen 18 weitere Werke von Maron im Fischer-Verlag heraus.

Der Entfremdungsprozess verschärfte sich zuletzt. In ihrem Roman „Artur Lanz“, der im Sommer erschien, hatte sich Maron mit Reizthemen wie dem Feminismus, dem Klimawandel und der Migration auseinandergesetzt.

Das Buch handelt von einem Mann in der Midlifekrise, der mit seiner Rolle hadert. In der ZDF-Sendung „Das literarische Quartett“ war es von Gastkritiker Bernhard Schlink gefeiert worden, es bekam aber auch viele Verrisse. Ähnlich hitzig war schon Marons Vorgängerroman „Munin oder Chaos im Kopf“ 2018 aufgenommen worden.

Bedenken des Verlags

Nun spricht Maron von einem „Rausschmiss“ und sieht sich als Opfer. „Natürlich weiß ich, dass man nicht mit allen meinen politischen Äußerungen zum Islam und zur Flüchtlingpolitik glücklich ist“, sagte sie der „Welt“. Schon bei „Munin“ haben es vom Verlag „Bedenken und schriftliche Hinweise“ gegeben, „um mich vor mir selbst zu beschützen, wie mir gesagt wurde“.

Das habe sie „eher komisch gefunden“. Sie halte das muslimische Kopftuch für „ein Zeichen der Unterdrückung und nicht der religiösen Freiheit“. Das reiche offenbar, „um als neurechts oder sogar rassistisch zu gelten“. Sie fühle sich jetzt „heimatlos“, klagt die Schriftstellerin.

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