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Lord Snowdon. Als Ehemann von Princess Margaret wurde der Hoffotograf der englischen Königsfamilie zum Lord geadelt.

© dpa

Nachruf auf den Fotografen Lord Snowdon: Ein Glückskind

Ein Bild von Marlene Dietrich machte ihn bekannt. Später porträtierte er Berühmtheiten aus aller Welt - und wurde Hoffotograf der britischen Königsfamilie.

Das Foto, das ihn bekannt machte, zeigt Marlene Dietrich auf einer leeren Bühne. Sie trägt Smoking und Zylinder, lehnt auf einem Konzertflügel und hält eine Zigarette in der Hand. Neben ihr schweben Rauchschwaden durch den Raum. Die Sängerin wirkt wie ein Gespenst. Antony Armstrong-Jones, der später als Lord Snowdon berühmt werden sollte, hatte die Szene kunstvoll arrangiert. Unter dem Flügel saßen drei Männer, die Rauch nach oben bliesen. „Gut gemacht, mein Junge“, sagte die Dietrich.

Antony Armstrong-Jones, der 1930 als Sohn eines Kronanwalts und einer Mutter mit deutsch-jüdischen Wurzeln in London geboren wurde, war ein Glückskind. Nach einem Architekturstudium in Cambridge begann er eine Fotografieausbildung, brach sie aber ab, um sich selbstständig zu machen. Er machte Mode- und Theaterfotos und löste mit der Aufnahme eines vernachlässigten zweijährigen Kindes eine Diskussion über die englische Klassengesellschaft aus. Nachdem er Berühmtheiten wie Charlie Chaplin, Laurence Olivier, Alec Guiness, Sophia Loren und J. R. R. Tolkien porträtiert hatte, stieg er selbst zur Jet-Set-Figur auf. Die Partys in seinem Studio waren legendär.

Er hielt Fotografie nicht für Kunst

Als 1958 Armstrong-Jones das offizielle Foto von Princess Margaret, der jüngeren Schwester von Königin Elisabeth II., aufnahm, wurde daraus eine Liebesaffäre. Zwei Jahre später heirateten sie in der Westminster Abbey, und weltweit schauten 300 Millionen Menschen vor dem Fernseher zu. Der Bräutigam, nun zum Lord geadelt, wurde Hoffotograf der königlichen Familie, begleitete Elisabeth bei Auslandsreisen und begann, auch als Architekt zu arbeiten. Für den Londoner Zoo entwarf er eine Voliere.

Margaret und Snowdon bekamen zwei Kinder, hatten aber außereheliche Affären. Es war die Zeit des Swinging London, die Sitten lockerten sich, doch Margaret bestand darauf, dass er sie in der Öffentlichkeit „Ma’am“ nannte. Nach einer publizistischen Schlammschlacht ließen sie sich 1976 scheiden. Hoffotograf blieb Snowdon auch danach. Die Royals schätzten die entspannte Atmosphäre, die er bei den Sitzungen herzustellen wusste. Die National Portrait Gallery ehrte den Fotografen zum 70. Geburtstag mit einer Retrospektive. „Andere Fotografen mögen sich als Künstler sehen, aber ich halte Fotografie nicht für Kunst“, hat er gesagt. Lord Snowdon starb am Freitag in London. Er wurde 86 Jahre alt.

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