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Marta Eggert hat noch im hohen Alter Unterricht gegeben und es immer bedauert, dass die Jungen sich kaum noch für Operette interessieren.

© dpa

Nachruf auf Marta Eggerth: Die Czardasfürstin

Operettenstar und Ufa-Diva: Marta Eggerth ist an Weihnachten gestorben. Sie wurde legendäre 101 Jahre alt.

„Mein ganzes Leben war ein Walzer“, bekundete Marta Eggerth einmal. „Ich musste mich nicht anstrengen, es war in meinem Blut. Ich bin damit geboren.“ In Budapest kommt sie am 17. April 1912 zur Welt, als Tochter eines deutschen Bankiers und einer jüdischen Opernsängerin. Mit zwölf debütiert sie in „Hoffmanns Erzählungen“ – und reift schnell zu einer Diva, die zunächst in Wien Triumphe feiert. Blond, jung und strahlend wird die Eggerth einer der großen Tonfilmstars der 1930er-Jahre, mit Erfolgen wie „Kaiserwalzer“ oder „Leise flehen meine Lieder“. Sie steht in Paris und Wien vor der Kamera, in London und Berlin, wo sie 1934 bei den Dreharbeiten den gefeierten polnischen Operntenor Jan Kiepura kennenlernt. Der Film heißt „Mein Herz ruft nach Dir!“. Das Operettenduo heiratet 1936.

Doch mit dem Walzer ist es für Eggerth in ihrer Heimat und vor ihrem ergebenen Publikum vorbei: Wegen ihrer jüdischen Herkunft erhält sie keine Dreherlaubnis mehr in Deutschland. Über Wien und Frankreich flieht sie mit Kiepura nach Amerika, wo der Tenor ein Engagement an der Met antritt. Zusammen erobern sie den Broadway, mitten im Zweiten Weltkrieg, ausgerechnet mit der Lieblingsoperette Hitlers. In „Die Lustige Witwe. The Merry Widow“ treten Eggerth und Kiepura achtmal die Woche auf, drei Jahre lang. Bis zum Tod von Jan Kiepura 1966 bleibt das Operettentraumpaar auch auf der Bühne vereint.

Marta Eggerth gibt bis ins hohe Alter hinein ihr Wissen an junge Sänger weiter – mit dem leisen Bedauern, dass diese nur wenig Interesse an der Operette zeigen. 1979 erhält die „Czardasfürstin“ der Ufa das Filmband in Gold für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film. Wie ihre Familie nun mitteilt, ist Marta Eggerth am 26. Dezember im Städtchen Rye bei New York gestorben. Die letzte Zeugin eines heute kaum mehr vorstellbaren Operettenglamours wurde märchenhafte 101 Jahre alt.

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