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Der Wasserkessel 9091.

© Holger Ellgaard/ Wikipedia

Nachruf auf Richard Sapper: Dinge brauchen eine Botschaft

Er schenkte der Welt die Lampe "Tizio" und den Wasserkseel 9091 - elegante Designklassiker. Nun ist Richard Sapper gestorben. Ein Nachruf.

Ohne Richard Sapper sähe die Welt anders aus. Weniger bunt, wahrscheinlich etwas dunkler. Die Dinge, die der Designer entwarf, gehören bis heute zu unserem Alltag. Der Wasserkessel 9091, den er 1983 für Alessi entwarf, eine herdplattengroße Rundkuppel in Edelstahl, verkündet fröhlich pfeifend, dass das Wasser brodelt. Seine Lampe „Tizio“ aus dem Jahr 1972 wirkt wie ein eckigerer Bruder der exakt ausbalancierten Mobiles von Alexander Calder. Weil durch ihre Arme Niedervolt-Strom fließt, braucht die Lampe keine Kabel mehr. Tizio, die sich in alle Richtungen schwenken lässt, gehört zu den Pioniertaten der Halogentechnik und weltweit zu den meistverkauften Lampen.

Man könnte Sapper für einen Minimalisten halten, doch dafür sind viele seiner Arbeiten zu verspielt. „Design muss eine Botschaft an jeden übermitteln, der draufschaut“, lautete sein Credo. „Welche Botschaft, das ist eine andere Frage, aber es muss etwas zu sagen haben.“ Seine Karriere hatte Sapper, der 1932 in München geboren wurde, in der Designabteilung von Mercedes-Benz begonnen. 1959 gründete er sein eigenes Studio in Mailand, bald arbeitete er für viele große Firmen wie Brionvega, Fiat oder Pirelli. In Italien galt der Tüftler, der mit ingenieurshafter Präzision an technischen Lösungen arbeitete, als Inkarnation eines Deutschen. In Deutschland wurde er wegen der Eleganz seiner Werke als Italiener identifiziert.

Symbole eines unbeschwerten Konsumismus

Kantig und kühl sieht das Think Pad 701 aus, das er 1996 für IBM lieferte, so sexy wie eine Rechenmaschine. Aber erstmals war die Funktion der Maus in die Tastatur integriert. Das Telefon Grillo, das 1965 bei Siemens Italtel in Serie ging, trennte Sprech- und Hörfunktion durch ein Scharnier und nahm damit das Klapphandy vorweg. Zu Symbolen eines unbeschwerten Konsumismus stiegen, gerne in Clementinen-gelber Verkleidung, der hochgeknickte Fernseher Algol und das Würfelradio „TS 502“ auf, einst Verkaufsschlager und heute Sammelobjekt.

Auch mit über 80 Jahren hat Sapper noch gearbeitet. Zuletzt beschäftigte er sich mit der Technologie des 3-D-Druckens, in der er eine revolutionäre Kraft sah, eine Maschine, „die es jedem erlaubt, selber zu produzieren“. Als Steve Jobs ihm anbot, die Designabteilung von Apple zu übernehmen, lehnte Sapper ab, weil er nicht nach Kalifornien ziehen wollte. Ob er es bereut hat? „Klar, der das jetzt macht, verdient 30 Millionen Dollar pro Jahr“, sagte er in einem Interview. Richard Sapper starb am Silvestertag in Mailand. Er wurde 83 Jahre alt.

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