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Sammeln bis zum Wahnsinn. Werner Nekes (1944-2017).

© Hans Klauste/dpa/pa

Nachruf auf Werner Nekes: Der Ruhr-Homer

Er entdeckte Helge Schneider und Christoph Schlingensief und sammelte Kino-Utensilien: Zum Tod des Filmfreaks Werner Nekes.

Es ist ja nicht so, dass Werner Nekes unbekannt wäre. Er ist bloß nicht so berühmt wie die Wenders’ und die Herzogs. Und es ist auch nicht ganz so leicht, seinen Beitrag zur Filmgeschichte zu bewerten. Sicher ist: Er gilt als Entdecker von Helge Schneider und Christoph Schlingensief, was dann aber wieder mehr mit dem Ruhm der von ihm Entdeckten und Geförderten zu tun hat als mit ihm selbst.

Nekes, geboren 1944 in Erfurt, war das, was man ein Unikum nennt, ein Original, ein Kauz vielleicht auch. Er hatte etwas Grenzgeniales, das drückt sich schon in den Titeln seiner Filme aus. Anfang der Achtziger drehte er „Uliisses“, gar nicht so sehr frei nach Homer und James Joyce. Hans-Christoph Blumenberg, damals noch Kritiker, heute Filmemacher, schrieb damals „Es gibt keine einzige filmische Technik, die in diesem Film nicht vorkäme. Ein ungewöhnliches, bisweilen verwirrendes Vergnügen“. Bazon Brock befand: „Als ich den Film zum fünften Mal hintereinander gesehen hatte, rührte mich der Donner.“

Sein Klassiker ist "Johnny Flash", die Hymne auf einen Schlagerstar

Ein Experimentalfilmer war Nekes, um das Mindeste zu sagen. Auf „Uliiisses“ folgte „Johnny Flash“, die Geschichte eines Handwerkers, der es zum Schlagerstar schafft. Helge Schneider spielte mit, und Christoph Schlingensief war an der Aufnahmeleitung beteiligt. Bei Nekes, der bis zuletzt in Mülheim an der Ruhr lebte, fanden der Ruhr-Humor und die Pott-Anarchie einen schönen Ausdruck. Schlingensief hat da viel mitgenommen.

In den sechziger Jahren experimentierte Nekes, wie es sich gehört, mit 8mm- und 16mm-Kurzfilmen. Er hatte Psychologie und Sprachwissenschaft studiert und an der Uni Filme vorgeführt. Was ihn auf Dauer am meisten beschäftigte, war seine Sammlung: „Rund 40 000 Objekte zur Vorgeschichte des Kinos und zu Phänomenen der optischen Wahrnehmung sind hinter der Tür seines unscheinbaren Mülheimer Stadthauses versteckt. Neben den berühmten Seh-Maschinen vergangener Jahrhunderte umfasst seine Kollektion kostbare Bücher mit frühen Darstellungen optischer Phänomene, die bis in die Renaissance zurückreichen“, schrieb Daniel Kothenschulte in einem Porträt für „Monopol“. Jetzt ist Werner Nekes mit 72 Jahren gestorben.

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