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Kultur: Nähe ist nur ein Ärgernis

"Beautiful People" hat Feri de Geus seinen zweiteiligen Abend betitelt, und natürlich will er die wenig glamourösen Seiten des Daseins aufs Korn nehmen.Mit "Zondag" und "Maandag" gastiert der niederländische Choreograph in den Sophiensälen.

Von Sandra Luzina

"Beautiful People" hat Feri de Geus seinen zweiteiligen Abend betitelt, und natürlich will er die wenig glamourösen Seiten des Daseins aufs Korn nehmen.Mit "Zondag" und "Maandag" gastiert der niederländische Choreograph in den Sophiensälen.Thomas Falk umtänzelt zu Beginn eine Kloschüssel.Zwar bleibt uns der Austausch von Körperflüssigkeiten in der Folge erspart.Doch dafür durchziehen konvulsivische Zuckungen das Stück.Der Choreograph setzt diesmal auf den bewegten Zuschauer.Das Publikum wird auf einem Podest durch den Festsaal der Sophiensäle manövriert, rückt den Darstellern in jeder Szene ganz nah auf den Leib.Distanz ist hier nicht gefragt, der Zuschauer soll regelrecht hineingezogen werden in die emotionalen Verstrickungen zweier Brüder, die sich zu einer exklusiven Gemeinschaft verschworen haben.So ganz nah dran am Akteur wird der Betrachter mit der Nase auf menschliche Mühe und Vergeblichkeit, vorwiegend aber auf darstellerische Bemühtheit gestoßen.Die Folie à deux äußert sich in infantilen Privatritualen und riskanten Spielen.Agressive Zärtlichkeit, die sich auch aus gegenseitigen Verletzungen speist.Da mimt Thomas Falk den Prellbock, um den halsbrecherischen Überschwang von Thomas Denk in Zaum zu halten.

Der Frau gehört die Sprache.Sie räsoniert in einem langen Monolog über den Virus der Liebe.Mit den Worten "Ich will in das Gehege" drängelt sich Dalia Zaltron in die symbiotische Gemeinschaft, sie will Zugehörigkeit erzwingen, Umarmung erpressen.Vorgeführt werden ungeschickte Hände beim Liebesspiel, Körper, die sich aneinader stoßen, Wünsche, die sich wundreiben.Feri de Geus setzt auf physische Vehemenz, läßt seine Akteure aber so heftig und hektisch agieren, daß sich keine darstellerische Intensität entwickeln kann.

In seinem Stück "Maandag" will der Choreograph gleich den globalen Wahnwitz attackieren.Dazu schickt er einen weiblichen Don Quichote auf dem Hometrainer ins letzte Gefecht.Thomas Falk in Military-Hose stimmt einen Killer-Rap an.Wo keine Liebe ist, herrscht Krieg - so die simple Erklärung.Ein Film zeigt dazu zerstörte Häuserfassaden von bosnischen Kriegsschauplätzen."Maandag" zielt nicht auf Klage, sondern auf Anklage; die Teilnahmslosigkeit des Westens angesichts der Greuel auf dem Balkan soll anprangert werden.Da proben die Darsteller dann die Emotion auf Kommando, mimem Fratzen der Eitelkeit.Doch Feri de Geus vergaloppiert sich derart in der Wahl seiner Mittel, daß "Maandag" schlicht ein Ärgernis darstellt.

Sophiensäle, bis 3.März, jeweils 20 Uhr.

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