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Kultur: Nana hat uns lieb

Wir sind Fanny van Damens Ratschlag nicht gefolgt und haben beim Nana-Mouskouri-Konzert die dunkle Brille zu Hause gelassen.Erstens, weil das Recht auf ein dunkles Brillengestell an einem solchen Abend eindeutig vergeben ist.

Wir sind Fanny van Damens Ratschlag nicht gefolgt und haben beim Nana-Mouskouri-Konzert die dunkle Brille zu Hause gelassen.Erstens, weil das Recht auf ein dunkles Brillengestell an einem solchen Abend eindeutig vergeben ist.Zweitens, weil wir uns nicht verstecken mußten: Wir kannten keinen, und uns hat auch keiner erkannt.Denn die volle Philharmonie war glücklich mit sich selbst - und mit Nana.Spätestens als die Dame im weißen (nach der Pause sündig - naja - schwarzen) Flatterkleid und den seltsam segnenden Handbewegungen den gewagten Harmoniewechsel und noch kühneren Kultursprung von den letzten Rosen, die auf der treudeutschen Heide blühen, zu den weißen Rosen aus Athen mit entwaffender Freundlichkeit hinbekam ("erst singen die Herren mit und dann die Damen"), da sind auch wir zu unverbrüchlichen Fans geworden.Dem gingen aus dem unverbindlichen Lieder-Niemandsland ihrer Jahrzehnte währenden Karriere Perlen wie "Freude, schöner Götterfunken", gefolgt von einer Latino-Variante des "Ave Maria" und bekrönt von Verdis Gefangenenenchor für Solo-Nana, voraus, oder die wohl schrecklichste Version von "Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt", viele schöne, ganz schlicht verraspelte Griechen-Klassiker und - Ella hätte es gefallen - eine salonjazziges "Amazing Grace".Fazit: Nana Mouskouri bleibt Nana Mouskouri - so wie Resopal immer Resopal bleibt.Unbeeindruckt vom tobenden Schlager-Trash und schrillem Grand Prix-Kult."Musik ist für mich wie ein Regenbogen", hatte die einzig wahre Nana anfangs philosophiert.Und genau das eingelöst.Nana hatte uns ganz doll lieb - auch ohne Nußecken.

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