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Bei Nasrin Sotoudehs Verurteilung 2019 protestieren Menschenrechtsaktivistinnen vor der iranischen Botschaft in Prag.

© Imago/KaterinaxSulova

Nasrin Sotoudeh im Gefängnis: Menschenrechtspreis für iranische Anwältin im Hungerstreik

"Wir befürchten das Schlimmste": Organisationen sorgen sich um Nasrin Sotoudeh. Der Deutsche Richterbund ehrt die Frauenrechtlerin mit einem Preis. Ihr Fall braucht mehr internationale Aufmerksamkeit.

Die offenbar akut in Lebensgefahr schwebende iranische Anwältin und Frauenrechtlerin Nasrin Sotoudeh ist mit dem Menschenrechtspreis des Deutschen Richterbunds (DRB) geehrt worden. Sotoudeh befindet sich seit drei Wochen im Hungerstreik. Seit 2018 ist sie erneut im Teheraner Evin-Gefängnis inhaftiert und wurde 2019 zu 33 Jahren Gefängnis und 148 Peitschenhieben verurteilt, sie hatte bereits von 2010 bis 2013 im Gefängnis gesessen. Sie sei „durch ihren mutigen und unermüdlichen Einsatz für Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit zu einer Symbolfigur der iranischen Bürgerrechtsbewegung geworden“, würdigten die DRB-Vorsitzenden, Barbara Stockinger und Joachim Lüblinghoff ihr Engagement. Die Menschenrechtsverteidigerin brauche gerade jetzt möglichst breite internationale Unterstützung, sagten sie am Mittwoch in Berlin.

Nach Angaben der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte vom Dienstag ist Sotoudehs Gesundheitszustand höchst besorgniserregend. Ihr Körper sei so stark geschwächt, dass "wir das Schlimmste befürchten“, sagte IGFM-Vorstandssprecher Martin Lessenthin. Die Organisation berief sich auf das Umfeld der prominentesten politischen Gefangenen im Iran, die unter anderem wegen angeblicher „Störung der öffentlichen Ordnung“ und „sündhaftem Auftreten in der Öffentlichkeit ohne Kopftuch“ verurteilt worden war.

Gemeinsam mit dem Filmemacher Jafar Panahi war sie 2012 mit dem Sacharow-Preis des Europäischen Parlaments ausgezeichnet worden. In Panahis mit dem Goldenen Bären ausgezeichneten Film "Taxi Teheran" von 2015 hat sie einen beeindruckenden Auftritt als sie selbst, als fröhlich-energische Verfechterin der Freiheitsrechte insbesondere für Frauen.

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Trotz der Appelle anderer politischer Gefangener und iranischer Bürgerrechtler, den Hungerstreik zu beenden, hat die 57-Jährige ihren Anfang des Monats gestarteten Hungerstreik fortgesetzt, kann aufgrund andauernder Übelkeit jedoch nicht genug Wasser zu sich nehmen.

Den Hungerstreik hatte sie begonnen, um gegen unfaire Gerichtsverhandlungen und die Inhaftierung von Bürgerrechtlern trotz der hohen Gefahr einer Covid19-Infektion zu protestieren. Zigtausende Gefangene wurden in den letzten Wochen und Monaten wegen Corona auf Heimurlaub nach Hause geschickt, nicht jedoch aus politischen Gründen Inhaftierte.

Der amerikanische PEN fordert die sofortige Freilassung von Sotoudeh

„Wir fordern die internationale Gemeinschaft auf, sich für die Freilassung der mutigen Frauenrechtsaktivistin einzusetzen und weiter Druck auf das iranische Regime auszuüben“, erklärte Martin Lessenthin weiter und verwies auch auf die „nicht zu unterschätzende Macht der sozialen Netzwerke, um Druck auf autoritäre Regime auszuüben“.

Der amerikanische PEN forderte bereits am vergangenen Freitag die iranische Regierung auf, Nasrin Sotoudeh und andere politische Gefangene unverzüglich freizulassen. "Es bricht uns das Herz zu sehen, wie Nasrins Zustand sich Tag für Tag verschlechtert", sagte die Leiterin des "Free Expression at Risk"-Programms Karin Deutsch Karlekar. Die Anwältin sei nun mit der denkbar härtesten Konsequenz für ihr Engagement und ihre Meinungsäußerungen konfrontiert: "Ihr Leben ist in Gefahr".
Der PEN fordert die iranischen Autoritäten außerdem auf, das Urteil gegen Nasrin Sotoudeh aufzuheben und sämtliche "juristischen, finanziellen und rechtlichen Schikanen gegen sie und ihre Familie" zu beenden. Tsp (mit KNA)

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