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Kultur: Nenn mein Regal bloß nicht Billy

KLANGKUNST

Wer eine Ausstellung der Reihe 7hours–Turm erleben will, muss sich eine enge Wendeltreppe hinauf bemühen. Nur so gelangt man zu den weiträumigen Stockwerken des neuromanischen Wehrturms im Berliner Märkischen Museum. Kuratorin Christiane Grüß nutzt die Räume, um Künstler wie den aus Stockholm stammenden Örjan Wallert vorzustellen (bis 15.11., Am Köllnischen Park 5, Do 12-18, Sa 14-18 Uhr und nach Vereinbarung). Obwohl er in den Turmhallen auch mit Sound experimentiert, kommt Wallert aus der Malerei. Seine neuen, mit schwarzer und weißer Acrylfarbe gemalten Bilder zeigen eigenartige geometrische Gebilde, die oft an Vexierbilder wie den berühmten „Neckerschen Würfel“ erinnern.

Diese Bildobjekte auf Hartfaserplatten hängen nur manchmal an der Wand. Vorzugsweise verteilt der Künstler sie kreuz und quer im Raum. Er fixiert sie an Billigmöbeln – Kommoden, Regalen, Ikea-Couchtischen – die Wallert so umkonstruiert, zersägt, entfunktionalisiert, dass sie im Verein mit den Bildern eine unaufdringliche Dynamik in die kargen und doch klassisch proportionierten Turmhallen Ludwig Hoffmanns bringen. Die Installation, die sich über vier Stockwerke erstreckt, lädt sich mit Suggestivkraft auf – dank elektronischer Klänge, die Wallert mit dem Computer generiert. Insgesamt 150 Sound-Sequenzen werden per Zufallsgenerator aneinandergehängt: Es tickt, es hustet, es patscht wie Schritte im Morast.

Jens Hinrichsen

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