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Die Frauen, allen voran die drei Journalistinnen, schlagen sich wacker in dem verzwickten Ränkespiel in „The Paper“.

© via YouTube

Netflix-Serie „The Paper“: Machtkampf in Rijeka

Reisen in die europäische Kulturhauptstadt sind vorerst unmöglich. Mit der Netflix-Serie „The Paper“ kann man Rijeka trotzdem besuchen. Darin gerät eine Zeitungsredaktion in den Machchtkampf konkurrierender Patriarchen.

Rijeka ist dieses Jahr eine der beiden Kulturhauptstädte Europas. Obwohl es auf absehbare Zeit schwierig sein wird, sie zu bereisen, kann man ihr dennoch einen Besuch abstatten: am Bildschirm mit der Serie „The Paper“, die vom kroatischen Sender HRT produziert und von Netflix übernommen wurde. Sie ist in der kroatischen Küstenstadt angesiedelt und zeigt sie von einer finsteren Seite.

Die in Rijeka ansässige letzte unabhängige Zeitung des Landes wird von Mario Kardum, einem zwielichtigen Tycoon, aufgekauft. Der Chefredakteur versucht vor seiner Absetzung noch, einen kritischen Artikel zu Kardums Scheinfirmen zu veröffentlichen, doch seine vom neuen Eigentümer eingesetzte Nachfolgerin stoppt den bereits angelaufenen Druck der Ausgabe und sorgt sogar persönlich dafür, dass die bereits fertiggestellten Exemplare vernichtet werden. Die nächtliche Verbrennung der Zeitungen – es wird nicht die einzige bleiben – gehört zu den eindrucksvollsten Szenen der 2016 veröffentlichten ersten Staffel.

Machtkampf zwischen Großunternehmer und Bürgermeister

Das Drehbuch stammt vom ehemaligen Journalisten Ivica Đikić, Regie führte der 1975 geborene Dalibor Matanić, derzeit einer der spannendsten Regisseure Ex-Jugoslawiens. In Rijeka hat man es ihm offenbar nicht übel genommen, dass seine Serie trotz vieler stimmungsvoller Schnittbilder und Nachtaufnahmen nicht gerade ein Werbevideo ist. Er wurde als Regisseur der Eröffnungszeremonie zum Kulturhauptstadtjahr erkoren. Inzwischen hat er die dritte Staffel der Serie fertiggestellt, auf Neflix verfügbar sind nur die ersten zwei.

„The Paper“ (im Orginal „Novine“ nach der titelgebenden „Zeitung“) führt zügig eine Vielzahl von Charakteren ein, weshalb es sich empfiehlt, zu Beginn aufmerksam zuzuschauen. Bald zeigt sich, dass die Geschichte auf einen Machtkampf zwischen Kardum und Rijekas Bürgermeister Ludvig Tomaševik hinausläuft. Ihre Familien sind seit Langem miteinander verbunden, beide Männer hängen auch zusammen in der Scheinfirma. Als dieses Band zerreißt, lässt Kardum die Zeitung gegen Tomaševik schreiben. Wenig später fliegen Autos in die Luft, und der Redaktionsleiter sagt zur orientierungslosen Chefredakteurin: „Wir sind nicht mehr wichtig.“

Brutalität gegen Frauen

Es wird viel geflucht, geraucht und getrunken in den ersten zwölf Episoden, die in fahlen Winterfarben gehalten sind. Oft werden Dialoge aus großer Distanz, durch Scheiben oder Spiegelungen gefilmt, was eine klandestine Atmosphäre schafft. Kardum und Tomaševik verfolgen ihre Interessen mit beträchtlicher Brutalität, was auch ihren Umgang mit Frauen einschließt. 

Ein Gegengewicht bilden drei Journalistinnen. Sie schlagen sich wacker in dem verzwickten Ränkespiel, in dem auch der Erzbischof mitmischt. Dijana – einst Investigativ-Star von „Novine“ – schreibt zwar in der ganzen Staffel keine Zeile, doch ihr vertraut sich schließlich eine Informantin mit brisantem Material an. Dijana spannt eine junge Kollegin ein, die einen Online-Coup landet – der perfekte Cliffhanger für die zweite Staffel.

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