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Kultur: Neue Akzente

SOTTO VOCE Jörg Königsdorf über das Klassikprogramm 2004 Der ersten Klassik-Kolumne fällt von alters her das Recht zu, die Komponisten des Jahres zu verkünden: Leos Janácek und Antonin Dvorak sind diesmal die Glücklichen, denen sich die Konzertprogramme mit besonderer Hingabe widmen werden. Aus gegebenem Anlass natürlich: Dvorak starb vor hundert Jahren, Janácek wurde vor hundertfünfzig Jahren geboren – was im Übrigen auch mal ein guter Anlass wäre, die slawophoben Typografien der Zeitungen soweit in Schuss zu bringen, dass die Namen dieser Komponisten endlich mal korrekt geschrieben werden können.

SOTTO VOCE

Jörg Königsdorf über

das Klassikprogramm 2004

Der ersten Klassik-Kolumne fällt von alters her das Recht zu, die Komponisten des Jahres zu verkünden: Leos Janácek und Antonin Dvorak sind diesmal die Glücklichen, denen sich die Konzertprogramme mit besonderer Hingabe widmen werden. Aus gegebenem Anlass natürlich: Dvorak starb vor hundert Jahren, Janácek wurde vor hundertfünfzig Jahren geboren – was im Übrigen auch mal ein guter Anlass wäre, die slawophoben Typografien der Zeitungen soweit in Schuss zu bringen, dass die Namen dieser Komponisten endlich mal korrekt geschrieben werden können.

Eigentlich sind solche Jubiläen ja eine gute Gelegenheit, das Werk eines Komponisten in größeren Einheiten unter die Lupe zu nehmen und zu prüfen, was seine Musik noch mit der Gegenwart zu tun hat - und da natürlich gerade die vermeintlich schwächeren Werke, um die sich in Nichtjubeljahren keiner groß kümmert. Dazu gäbe es zumindest bei Dvorak auch eine Menge Anlass: Mal ganz zu schweigen von den frühen Sinfonien und Kammermusikwerken, die auch nicht gerade häufig zu hören sind, wäre ein Dvorak-Jahr eine gute Gelegenheit, des Meisters umfangreiches Opernschaffen jenseits seiner „Rusalka“ kennen zu lernen und dabei vielleicht ein historisches Fehlurteil zu korrigieren.

Ein kleines Verdi-Paket

Aber dass ist wohl ein Wunschtraum – die Opernhäuser kümmern sich lieber um den anderen Jubilar, der zum Glück eine Handvoll Musikdramen geschrieben hat, die man sowieso regelmäßig aufführt. Im notorisch besucherschwachen Monat Januar ist allerdings auch von Janácek keine Rede auf den Opernspielplänen. Damit das Publikum ins Haus strömt, müssen die Hits her. Konsequenterweise hat die Deutsche Oper, die am meisten Sitze zu füllen hat, gleich ein Verdi-Festival ausgerufen, bei dem sie den „Maskenball“ (4.1.), „Rigoletto“ (6.,10.,17. und 20.1.) und „Traviata“ (3., 9. und 15.1.) zum kleinen Paket geschnürt hat. Was natürlich ein bisschen gemogelt ist – denn eigentlich ist auf den Opernspielplänen immer Verdi-Festival, und an der Deutschen Oper gleich gar: Mehr Verdi hat vermutlich kein deutsches Opernhaus im Repertoire, von der ziemlich abgenudelten „Aida“ nach Götz Friedrich über seine späte, trostlos eingeschwärzte „Traviata“ bis zum knalligen Neuenfels-Zyklus, der an guten Tagen noch immer die Gemüter erhitzt.

Hitze für graue Tage

Aus der „Neuenfels“-Serie ist diesmal leider nur der „Rigoletto“ dabei, der hoffentlich etwas besser behandelt wird, als es in der Vergangenheit bei solchen Wiederaufnahmen üblich war – seine „Macht des Schicksals“, sagte der Regisseur selbst, habe er nach ein paar Jahren kaum mehr wiedererkannt. Was die Besetzung anlangt, braucht man sich allerdings keine Sorgen zu machen: Im „Rigoletto“ beispielsweise singt Hausliebling Ofelia Sala die Gilda, als Herzog steht ihr (in den ersten beiden Vorstellungen) der südamerikanische Startenor Tito Beltrán bei. Und keine Angst: Ihren Janácek-Zyklus liefert die Deutsche Oper auch noch nach.

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