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Valentin D. (Dany Boon, zweiter von rechts) wiedervereint mit seiner Familie.

© 2018 Concorde Filmverleih GmbH / David Koskas

Neue Komödie „Die Sch’tis in Paris“: Die Sch'tis sind zurück

Die Provinzler zu Besuch in Paris: Zehn Jahre nach dem Erfolg von „Willkommen bei den Sch'tis“ kehrt Dany Boon mit seinem Clan zurück auf die Leinwand.

Von Andreas Busche

Lachen mag die Macht der Verständigung besitzen, es ist – wie es so pathetisch heißt – eine universelle Sprache. Was nichts daran ändert, dass Humor durchaus regionalen Schwankungen unterliegt. Das lässt sich schon daran erkennen, dass der deutschen Komödie im europäischen Ausland kein Erfolg beschieden ist. Bully Herbig, Matthias Schweighöfer und Elyas M’Barek sind nationale Phänomene, man kann noch hinzufügen: Und das ist auch gut so.

Umso erstaunlicher war vor zehn Jahren der internationale Erfolg der französischen Komödie „Willkommen bei den Sch’tis“ über eine Familie in der Provinz, deren Dialekt selbst in Frankreich so obskur ist, dass der Film im Rest des Landes teilweise synchronisiert werden musste. Die deutsche Synchro besaß ausnahmsweise die Geistesgegenwart, die Figuren nicht sächseln zu lassen. Stattdessen erfand man eine Kunstsprache, deren markanteste Eigenart sich allerdings darauf beschränkte, das „s“ und das „sch“ zu vertauschen. Trotzdem mussten die Figuren in der deutschen Fassung so tun, als würden sie permanent aneinander vorbeireden.

Andere politische Verhältnisse, aber keine neuen Schlüsse

Die Fortsetzung „Die Sch’tis in Paris – Eine Familie auf Abwegen“ bildet gewissermaßen den schwachen Nachschein der gesellschaftlichen Diskussion, die Didier Eribon mit seinem Buch „Rückkehr nach Reims“ in Frankreich auslöste. Der Dialekt Ch’ti ist im verarmten Nordosten verbreitet. Regisseur und Drehbuchautor Dany Boon hat aus den grundlegend anderen politischen Verhältnissen in Frankreich – mit einer Marine Le Pen, die bei der letzten Präsidentschaftswahl gerade im Norden Stimmen sammelte – allerdings keine neuen Schlüsse gezogen.

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„Die Sch’tis in Paris“ ist mehr vom selben, nur mit anderen Figuren. Das Darstellerpersonal bleibt dasselbe: Regisseur Boon, hier als erfolgreicher Modedesigner, der sich seinen stigmatisierenden Dialekt mühsam abtrainiert hat, dazu Line Renaud als nervige Mutter des Höllenclans und Guy Lecluyse in der Rolle des debilen Bruders. Wohl als Clou hat man die Komikerlegende Pierre Richard reaktiviert, der – zu Hause allein zurückgelassen – am Zubereiten eines Spiegeleis verzweifelt, während die Sippschaft dem verlorenen Sohn in Paris einen Überraschungsbesuch abstattet. An dem armen Richard lässt sich das ganze Elend dieser vermeintlichen Komödie vortrefflich aufzeigen. Humor mag eine Tugend sein, aber Situationskomik ist eine Kunst, die die „Sch’tis“ auf ganzer Linie vermissen lassen.

In 15 Berliner Kinos, OmU: Kulturbrauerei, Cinema Paris

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