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Cunningham (Ben Affleck) trichtert seinen Jungs in der Halbzeitpause den Willen zum Sieg ein.

© Warner

Neuer Film mit Ben Affleck: Das Glück liegt im Korb

Ben Affleck spielt in dem Sportlerdrama „Out Of Play“ einen Alkoholiker, der einem Verliererteam das Siegen beibringt.

Klick-zisch. Dieses Geräusch begleitet Jack Cunningham durch seinen Tag. Wenn er morgens unter der Dusche steht, wird die erste Bierdose geöffnet. Kaum hat er die Baustelle, seinen Arbeitsplatz, verlassen, holt er eine Dose aus der Kühltasche hinter dem Beifahrersitz hervor. Selbst wenn er an Thanksgiving zu spät zum Essen bei der Mutter erscheint, hat er sein Bier dabei. Klick-zisch.

Cunningham, die Hauptfigur in „Out Of Play: Der Weg zurück“, ist Alkoholiker, ihn gegen den Schmerz antrinken zu sehen, bereitet körperliches Unwohlsein. Der Magen zieht sich zusammen, bei all den Bieren, die er herunterstürzt, und dem Gin, den er sich in den Thermobecher kippt, um die Zeit zwischen den Bieren zu überstehen.

Ben Affleck ("Argo") spielt dieses Wrack – und bringt seine eigene Erfahrung mit. Der Schauspieler, Regisseur und Drehbuchautor hat selbst drei Aufenthalte in Entzugskliniken hinter sich. Anfang des Jahres gab er der „New York Times“ ein Interview, in dem er offen darüber sprach, wie der Alkohol seine Ehe mit Jennifer Garner ruinierte. Das ehemalige Hollywood-Traumpaar hat drei Kinder.

Wie viel Ben Affleck steckt in Jack Cunningham?

Nun spielt Affleck also Jack Cunningham, das stille Epizentrum in Gavin O’Connors Film. Die Wangen aufgedunsen, die Augen glasig, hüllt er die Figur in einen Kokon aus Phlegma, unter dem eine Mischung aus Scham und Wut brodelt. Ihre zerstörerische Kraft kommt zum Vorschein, wenn ihn seine Schwester Beth (Michaela Watkins) mit Fragen nach seinem Wohlbefinden löchert. Da haut er die Bierdose durch das Zimmer, dass einem angst und bange wird.

Es ist nicht das letzte Mal im Film, dass man sich fragt: Wie viel von dem, was man sieht, ist noch Jack Cunningham, und wie viel ist bereits Ben Affleck? Der Schauspieler hat erklärt, dass die Arbeit an „Out Of Play“ für ihn therapeutisch gewesen sei.

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O’Connor, der mit Affleck vor einigen Jahren „The Accountant“ gedreht hat, berichtet der „Times“ von einem totalen Zusammenbruch, den der Schauspieler nach einer Szene erlitten habe, in der sich Cunningham mit seiner Noch-Ehefrau Angela (Janina Gavankar) ausspricht.

Arbeite hart, dann kriegst du dein Leben in den Griff

Cunningham hat wie Affleck eine gescheiterte Ehe hinter sich. Doch noch ist er nicht bereit zu erkennen, welche Rolle die Sucht in seiner Trennung spielt. An diesen Punkt bringt ihn erst ein Engagement als Nachwuchs-Basketballcoach.

Nach einigem Zögern und einer durchsoffenen Nacht nimmt er den Job an seiner alten High-School an, an der er noch heute als bester Spieler verehrt wird, den die Schule je hervorgebracht hat. Ein Riesentalent, das dem Sport jedoch den Rücken kehrte.

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Wie Cunningham dem lausigen Team zum Siegen verhilft und die Arbeit mit den jungen Sportlern ihn gleichzeitig wieder auf die Beine bringt, ist durch und durch vorhersehbar. Arbeite hart, helfe anderen, dann kriegst du dein Leben wieder in den Griff, so lautet die schlichte Botschaft des Films.

Trinkerromantik kommt keine auf

Nach einer Weile offenbart sich auch noch ein Trauma, das Cunninghams Alkoholsucht psychologisch motiviert. Doch da hat O’Connor sie bereits in all ihrer bedrohlichen Erbärmlichkeit in Szene gesetzt. Trinkerromantik lässt „Out Of Play“ zu keinem Zeitpunkt aufkommen.

Gleichzeitig erweist sich die Kombination aus Sport und persönlichem Drama wieder als überaus effektiv. Wenn „Out Of Play“ in den letzten Sekunden des entscheidenden Spiels in die Zeitlupe wechselt, kann man sich dem emotionalen Punch schwer entziehen.

Was aber in Erinnerung bleibt, ist Ben Afflecks Präsenz und sein persönliches Schicksal. Diese Nähe verleiht einem soliden Drama über einen kaputter Typen, der auf den rechten Weg zurückfindet, eine beunruhigende Wahrhaftigkeit.
In den Berliner Kinos Cinemaxx Potsdamer Platz, Alhambra, Neukölln Arcaden, Cineplex Spandau, Titania Palast, OV: Kulturbrauerei

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