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Fast die Originalbesetzung. Billy Corgan (geschminkt), Jimmy Chamberlin, James Iha und Jeff Schroeder (v. l.).

© Linda Strawberry

Neues Album der Smashing Pumpkins: Lärm für ein großes Orchester

Die wiedervereinten Smashing Pumpkins finden auf ihrem neuen Album "Shiny and Oh So Bright" zu alter Form zurück. Sie funktionieren wieder als Kollektiv.

Wirklich gut ist das neue Album der Smashing Pumpkins nicht aus musikalischen Gründen. Erfreulich genug ist allein schon, dass Bandleader Billy Corgan wieder etwas anderes im Sinn hat, als über Politik zu reden. In den letzten Jahren hatte der Sänger einige beunruhigende Ansichten geäußert, einige davon als Gast der Online-Talkshow des amerikanischen Verschwörungstheoretikers Alex Jones. Nun, wiedervereint mit der nahezu kompletten Urbesetzung seiner Band, ist er wieder der Billy Corgan, den die Fans kennen und lieben.

„Shiny and Oh So Bright, Vol. 1 / LP: No Past. No Future. No Sun.“, das zehnte Smashing-Pumpkins-Album, steht für eine Rückkehr und für einen Neuanfang. Erstmals seit 18 Jahren sind der Schlagzeuger Jimmy Chamberlin und Gitarrist James Iha wieder dabei. Produziert von Rick Rubin, der Johnny Cash mit seinen „American Recordings“-Platten ein letztes Comeback verschafft hatte, lässt die Gruppe alte Stärken wiederaufleben. Dazu gehören ein Sound, der gleichzeitig raubeinig und einschmeichelnd wirkt, und natürlich Corgans immer noch großartige, rührend-energische Stimme.

Gebündelt auf 31 Minuten - kraftvolle Rockmusik

In die Nostalgiefalle geraten die Smashing Pumpkins trotzdem nicht. Keine leichte Übung für eine Band, die bis heute vor allem mit ihren Hits aus der Post-Grunge-Ära verbunden wird. Die Smashing Pumpkins klingen auf dem 31 Minuten kurzen Album immer noch wie die Smashing Pumpkins. Aber auf ihre eigene, spezielle Art. Kraftvolle Rockmelodien, eingängige Refrains und natürlich der Corgan-Signature-Gesang, der ein einzigartiges Gefühl von Mysterium und Aufrichtigkeit transportiert. Es ist nicht immer leicht zu verstehen, was er sagen will, aber es ist fast immer faszinierend, es herauszufinden. Oder, um es mit Corgans eigenen Worten aus der ersten Singleauskopplung „Solara“ zu sagen: „I’m not everyone.“

Gut, aber nicht ganz so umwerfend wie die früheren Hymnen

Billy Corgan ist nicht irgendwer, schon klar. Mit „Shiny and Oh So Bright“ ist er wieder fast so gut wie einst mit den frühen Smashing-Pumpkins-Meisterwerken „Siamese Dream“ (1993) oder „Mellon Collie and the Infinite Sadness“ (1995). Ein Song wie „Silvery Sometimes (Ghosts)“ demonstriert noch einmal die Fähigkeit der Band, aus Gitarrenlärm und Streicherpathos umwerfende Hymnen zu orchestrieren. Aber an die Eleganz von „1979“ aus dem „Mellon Collie“-Album reicht er nicht heran. Ähnliches gilt für das fein arrangierte Dreieinhalb-Minuten-Melodram „With Sympathy“: gut, aber nicht ganz so umwerfend wie damals „Tonight, Tonight“.

Die meisten wiedervereinigten Bands schaffen es nicht, ihren ersten Durchlauf zu übertreffen. Je größer das Vermächtnis, desto schwieriger wird es, Erwartungen zu erfüllen. Ein Dilemma, dessen sich die Smashing Pumpkins bewusst zu sein scheinen. Statt auf eine Rundumerneuerung setzen sie weiter auf ihre Grundformel. In den schwächsten Momenten des Albums klingen sie, als wären sie in ein neues Outfit geschlüpft, das sie vorher im Spiegel nicht überprüft haben. „Knights of Malta“ zum Beispiel könnte die schlechte Coverversion eines schlechten Arcade-Fire-Songs sein.

Rockmusik wird gerade totgesagt, vor allem, weil junge Hörer fehlen. Diesen Trend wird „Shiny and Oh So Bright“ nicht stoppen können. Aber es ist das schärfste, stimmigste und schönste Album seit „Machina/The Machines of God“ (2000). Die Smashing Pumpkins funktionieren wieder als Kollektiv. Und Billy Corgan scheint sich nicht mehr zu langweilen.

„Shiny and Oh So Bright Vol. 1 /LP: No Past. No Future. No Sun” von den Smashing Pumpkins ist bei Napalm Records erschienen.

Einav Schiff

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