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Schöne Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft.

© Coverbild: Barbara Scholz/Verlag

Neues von Kirsten Boie: Freunde findest du überall

Kirsten Boie porträtiert einen Fuchs, der ein Reh sein wollte.

Im Wald herrscht Ausnahmezustand: Rehe, Wildschwein, Maus, Dachs und wie sie alle heißen haben sich unter Heckenrosensträucher geflüchtet. Hier sind sie sicher vor dem Brand. Endlich haben Regengüsse die Flammen gelöscht, die Tiere könnten wieder zurück in ihre Bauten, Nester und Höhlen. Da entdecken sie ein flauschiges graues Etwas am Boden. Einen jungen Fuchs. Erst wenn er älter ist, wird er ein rotes Fell bekommen, sagt der Waldkauz, der sowieso alles weiß und daher nach eigenen Angaben fast ein Uhu ist. Klar ist: Der Fuchs braucht Hilfe. Aber, warnt Papa Dachs, „der Fuchs ist schlau, trickreich und gerissen! Wer will sich schon um einen kümmern, der ihn nachher doch nur hereinlegt?!“ Mama Reh aber nimmt sich des kleinen Findlings mitleidig an.

Kirsten Boie ist eine ausgezeichnete Erzählerin

Das kann ja heiter werden. Und weil Kirsten Boie die Geschichte erzählt {Vom Fuchs, der ein Reh sein wollte, Oetinger Verlag 2019,192 Seiten, 16 €, ab sechs Jahren] wird es das auch.
Ausgezeichnet versteht die Autorin ihr Handwerk, zahlreiche wunderbare Kinderbücher sind ihr bisher gelungen. Und dieses, „vom Fuchs, der ein Reh sein wollte“, gehört in jedem Fall dazu.

En passant lernen Kinder hier fürs Leben

Der kleine Fuchs, von Mama Reh Blau-Auge getauft, fügt sich gut ein in die neue Familie. Auch wenn er nicht über einen Zaun springen kann, wie die Kitze Langbein, Glanzfell oder Vielpunkt. Er buddelt sich einfach unten durch. Die einfache Lehre: Jeder findet seinen eigenen Weg. En passant lernen Kinder hier fürs Leben, ganz ohne erhobenen Zeigefinger. Von seiner Reh-Familie lernt Blau-Auge einiges über Zweifüßler, also die Menschen, vor denen man sich in Acht nehmen muss. Denn sie bedrohen Rehe mit „Donnerbalken“, streuen den Tieren andererseits im Winter Eicheln in einen Trog. Kurz, sie sind nicht zu verstehen. Ebenso wenig wie die Rundfüßler (Autos) mit ihren gleißenden Augen, die auf einem schwarzen Band entlangrasen. Seltsam genug. Dass die Waldmaus auf dieser Straße keck eine Pirouette dreht, um zu zeigen, dass sie keine Angst vor den Rundfüßlern hat, wäre ihr fast zum Verhängnis geworden.

Der kleine Fuchs sucht seine Eltern

Der kleine Fuchs, dessen Fell allmählich eine rötliche Färbung annimmt, lebt gern in seiner Reh-Familie. Aber mehr und mehr vermisst er seine Eltern. Und – in diesem Buch wird alles gut – er findet sie auch. Schlüpft in den Bau, während die Rehe draußen auf dem Feld bleiben.

Rehe und Füchse sind eigentlich keine Freunde. Ein Fuchs kann einem Kitz sehr gefährlich werden. Aber in diesem Fall funktioniert alles prima. Vor dem nun fast erwachsenen Blau-Auge muss sich nicht einmal die Waldmaus fürchten. Bei so einem Happy End ist auch der Uhu noch ein bisschen weiser geworden. Man sieht’s ihm förmlich an. Barbara Scholz hat ihn in ihren Zeichnungen schließlich herrlich porträtiert, genau wie den erschrockenen Dachs oder den eitlen schwarzen Kater. Kinder werden dieses Buch lieben und Erwachsene gern daraus vorlesen.

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