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Der Rias Kammerchor

© Matthias Heyde

Neujahrskonzert des Rias Kammerchors: Singet ein neues Lied

Der Rias-Kammerchor beginnt das Jahr mit geistlicher Musik von Händel, Bach und Jan Dismas Zelenka.

Neujahrskonzerte leben meist von der rituellen Wiederholung des Altbekannten, um die Furcht vor dem Neuen zu bannen. Der Rias-Kammerchor dagegen setzt auf mutige Anfänge. Und so beginnt 2015 in der Philharmonie in Moll – mit Händels „Dixit dominus“, das dem Komponisten 1707 den Durchbruch in der Musikmetropole Rom bescherte. Einen „Sakralthriller“ verspricht das Programmheft in Hinblick auf die kühnen Harmonien und die formzerreißende Deklamation, mit der Händel schildert, wie Gott die Häupter seiner Feinde zerschmettert. Hans-Christoph Rademann dirigiert die legendäre Stelle mit Hau-den-Lukas-Geste, der Chor antwortet mit unforcierter, aber eisig-unbarmherziger Gewalt, während die Akademie für Alte Musik schon mal das Höllenfeuer prasseln lässt.

Doch Rademann verheizt das Stück nicht als Neujahrsfeuerwerk und schafft einen klaren emotionalen Übergang zur folgenden Nummer, die er trotz des prophetisch raunenden Texts als klare Vision einer überraschend empfangenen Gnade auffasst, in der Solisten und Chor über der noch halb schreckstarren Staccatobegleitung zu fließendem Melos zurückfinden. Deutlich interessiert sich Rademann auch für die traditionellen liturgischen Gesänge, die Händel in dem Werk verwendete: Sie wirken hier nicht bloß als Zitate, sondern als fester Bezugspunkt, vor dem sich der Komponist seine Transgressionen erst erlauben konnte. Klar spannt sich von hier der Bogen zu Bachs erster Leipziger Neujahrskantate „Singet dem Herrn ein neues Lied“: Trotz üppigen Pauken- und Trompetengetöns darf in ihr ebenfalls der zugrunde liegende mittelalterliche Choral eine Hauptrolle spielen.

Eine echte Neuigkeit: das Te Deum

Eine echte Neuigkeit ist für die meisten Hörer das Te Deum ZWV 146 von Jan Dismas Zelenka, das just in einer neuen Edition erschienen ist. Dass sich der notorisch unterschätzte Böhme mit seinen typischen packenden Unisoni, federnden Synkopen, litaneiartigen Anrufungen und perfekt durchgeführten, originellen Fugenthemen auf Anhieb neben den Zeitgenossen Bach und Händel behauptet, liegt auch an der gut gewählten Solistenriege: So gelingt es den Sopranen Anna Lucia Richter und Letizia Scherrer sowie Wiebke Lehmkuhl mit ihrem wunderbar offen tönenden Alt, die exquisite Klangkultur des Chors selbst im fragilen, basslos begleiteten Terzett bruchlos auf solistischer Ebene weiterzuführen.

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