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Neu im Kupferstichkabinett: Adolph Menzels "Die Schlittschuhläufer" von 1855/1856

© Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz

Neuzugang im Kupferstichkabinett: Ein Menzel kommt nie allein

Das Kupferstichkabinett stellt stolz das sechstausendunderste Blatt von Adolph Menzel vor. Eine Glosse über das Sammeln von Bildern und Briefmarken.

Das Sammeln steckt im Menschen drin, und was Friedrich Schiller in seinem „Lied von der Glocke“ mitzuteilen hat, nämlich dass der Mann da draußen „erjagen“ und „erraffen“ müsse, das gilt so gut wie damals. Und gleichermaßen für Frauen und Kinder.

Und es gilt ebenso für das Sammeln von Kunst. Am Donnerstag stellte das Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen seine Neuerwerbung vor, Adolph Menzels farbige Kreidezeichnung „Schlittschuhläufer“. Es ist ein vollständiges Bild, nur die Technik ist nicht die der Malerei in Öl auf Leinwand, sondern eben ein Pastell, ein Kreidebild.

Glückwunsch, dachten die Gäste der Erstbesichtigung. Doch mancher wird angesichts der Zahl der im Berliner Kupferstichkabinett verwahrten Menzel-Blätter, der Skizzen, Zeichnungen, Aquarelle und Grafiken, ins Grübeln gekommen sein: rund 6000 sind es. Muss da das sechstausendunderste Blatt auch noch erworben werden, für immerhin 325 000 Euro?

Erjagen, was immer von Menzel sich finden lässt

Müßiger Gedanke! Der Mensch sammelt, und wenn er erst einmal angefangen hat zu sammeln, dann erstrebt er die freilich kaum zu erreichende Vollständigkeit. Nach dem Achtender der Zwölfender, so ist’s in der Jägerei, und im Falle eines Künstlers geht es eben darum, dessen Werk zu komplettieren. So wie auch beim Briefmarkensammeln.

Wie viele derer, die Kunst sammeln, Bücher, Biedermeier oder Boliden, Schallplatten oder Theaterbillets, mögen derart begonnen haben: mit dem Sammeln in seiner konzentriertesten Form, den Blick gerichtet auf erreichbare, in Katalogen dokumentierte Vollständigkeit.

Ob Menzel Briefmarken gesammelt hat, wissen wir nicht, sie kamen ja zu seinen Lebzeiten überhaupt erst auf. Aber vollständig sein, etwa in seinem Stichwerk zu den Uniformen Friedrichs des Großen, das wollte er schon. Und nun sind die Museumsleute dabei zu erjagen, was immer von Menzel sich noch finden lässt. Wir aber, die wir einst Briefmarken gesammelt haben, wissen genau, wo das museale Streben seinen Anfang nahm.

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