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Kultur: New York, New York

Brecht war fasziniert von den großen Städten und dem Rausch der Freiheit. Zugleich aber erkannte er die Gefahren eines rücksichtslosen Machtbewusstseins, wie es sich in der neuen Welt potenzierte.

Brecht war fasziniert von den großen Städten und dem Rausch der Freiheit. Zugleich aber erkannte er die Gefahren eines rücksichtslosen Machtbewusstseins, wie es sich in der neuen Welt potenzierte. Um dieses zwiegestaltige Amerika gruppiert Manfred Karge einen BrechtLyrik-Abend im Foyer des Berliner Ensemble s, „Verschollener Ruhm der Riesenstadt New York". Er ist dabei auf der Suche nach einem von Brecht entdeckten Lebensgefühl, wie es mit den Wolkenkratzern und der industriellen Revolution entstand. Die Gedichte zerpflücken mit doppelbödiger Dialektik die hoffnungslose Einsamkeit des Individuums, sie geben sich ans reizvolle Missglücken jeder erotischen Beziehung hin und beobachten mit Hohn und Trauer das Spiel um Selbstmitleid, Trauer, Tod, Selbstmord. Karge schickt ein zehnköpfiges Ensemble um Therese Affolter und Axel Werner auf das mit Freiheitsstatue aus weißer Pappe geschmückte Podest im Rangfoyer. Er beginnt selbst mit dem Bericht über den „verschollenen Ruhm“ und lässt dann Geschichten erzählen, kleine Szenen bauen und auch einmal komödiantischen Spaß entfachen, wenn in Westernmanier ein Berg aus Leichen sorgfältig verfertigt wird. Im Ganzen bleibt der von Wolf-Dieter Griep und Wolf Butter musikalisch gestützte Abend besinnlich, er will aufmerksam machen für die weniger bekannte Lyrik Brechts und wach machen für die Verteidigung der Vernunft, gerade in diesen Tagen (wieder am 24. Januar und am 1., 3., 7. und 10. Februar). (fu) Foto: David Baltzer / ZENIT

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