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Aufwärts! Die Armory Show setzt auf Qualität, nicht auf Masse. Hier eine Skulptur aus der Lisson Gallery. Foto: Timothy A. Clary / AFP

© AFP

New Yorker Kunstmesse Armory Show: Neuanfang am Hudson River

Jahrelang setzte die New Yorker Kunstmesse Armory Show nur auf Masse. Jetzt geht es wieder um Qualität - auch weil sich mit der Frieze Art Fair ein mächtiger Konkurrent in der Stadt niederlässt.

Konkurrenz belebt das Geschäft, und so konnte wohl auch der zuletzt im Niedergang begriffenen Armory Show nichts Besseres passieren als die Ankündigung der Londoner Frieze, im Mai 2012 eine neue Messe in New York zu starten. Seit 2007 hatte die Armory vor allem auf Masse gesetzt. Das scharfe, auf zeitgenössische Kunst hin ausgerichtete Profil wurde mit der Sektion „Modern“ für Kunst des 20. Jahrhunderts verwässert. Darüber hinaus wurden die Teilnehmerzahl und Standflächen auf Kosten der Übersichtlichkeit vergrößert. Der einzige Maßstab schien Quantität in Form verkaufter Quadratmeter zu sein.

Mit dem Relaunch der unmittelbar am Hudson River in historischen Lagerhallen beheimateten Messe, die noch bis Sonntag läuft, scheint man endlich wieder um Qualität bemüht. Die Teilnehmerzahl wurde auf 228 beschränkt, die Gänge wurden verbreitert, die Aufenthaltsbereiche ansprechend gestaltet. Als Repräsentant der Gründung anno 1994 wird Paul Morris ins Feld geführt, aber das eigentliche Ass im Ärmel ist Noah Horowitz: Er wechselte vergangenes Jahr von der reinen Internetmesse VIP Art Fair zur Armory und wurde von zahlreichen Galeristen als Grund ihrer erneuten Teilnahme genannt – trotz der schwierigen Vorjahre.

Doppelt stolz kann die Messe auf die Akquise der Galerien sein, die auch an der Frieze New York teilnehmen werden. Darunter US-amerikanische Galerien wie Susanne Vielmetter und David Zwirner, aber auch deutsche Teilnehmer wie Sies + Höke oder Sprüth Magers. Prominente Platzierungen sind diesen Galerien ebenso sicher wie dem Gemeinschaftsstand der Galerien Guido W. Baudach, Greene Naftali und Krinziger.

Letztere zeigten vier große Bilder des Norwegers Bjarne Melgaard (65 000 Dollar) und sind von der Idee eines gemeinsamen Standes überzeugt, weil die diesjährige Untersektion „Armory Focus“ den nordischen Ländern gewidmet ist. David Zwirner bekundet Solidarität mit dem Standort New York, nachdem er 2011 ausgesetzt hatte. Er verkaufte bereits am Eröffnungstag für jeweils 45 000 Dollar alle drei Bilder Michael Riedels in einer der großzügigsten Kojen der gesamten Messe. Sprüth Magers präsentieren mit Barbara Kruger, Jenny Holzer, Walter Dahn und George Condo eine Revue der 80er Jahre und mit Cindy Sherman die Künstlerin der aktuellen Ausstellung im Museum of Modern Art: Bis 680 000 Dollar reichten die Preise ihrer Arbeiten. Sies + Höke schätzen schlicht die kontinuierlich guten Verkäufe auf der Armory. Aus dem Spektrum ihres Programms, das um das Thema Leerstellen kreist, sticht der monumentale, aus Messing geformte Halter eines Globus von Kris Martin hervor (120 000 Euro).

Über gute Erfahrungen aus den Vorjahren berichten auch andere deutsche Teilnehmer wie die Galerie Crone, die ein starkes Interesse an Rosemarie Trockel und Monika Grzymala verzeichnet. Nicht weniger zufrieden zeigte sich die Galerie Eigen + Art, die unter anderem mit Yehudit Sasportas auf dem Feld der Grafik eine der stärksten Arbeiten auf der Messe vorstellten. Klosterfelde, die mit Andrew Kreps einen Gemeinschaftsstand hatten, spekulieren mit einem Podest aus zwei Rednerpulten für 45 000 Dollar von Dan Peterman auf US-amerikanische Sammler. Noch beeindruckt von den Verkäufen im Vorjahr zeigte sich die in Frankfurt ansässige Galeristin Parisa Kind, die für 30 000 Dollar das Unikat "Untitled Video Still (00:03:00:00)" von Mike Bouchet mitbrachte, das aus 10 000 Videostills aus Pornofilmen bestand..

Zu den sonstigen jüngeren Positionen aus Deutschland zählen die Galerien Teapot aus Köln mit einer Einzelpräsentation des Österreichers Christian Eisenberger, der während der Messezeit vor Ort auf einer Matratze schlief, und Hamish Morrison aus Berlin mit einer Soloshow von Ronald de Bloeme. Morrison brachte ein mehrteiliges Großformat des niederländischen Malers mit. Beide Galerien waren im Vorjahr noch Teilnehmer der parallel zur Armory stattfindenden Nebenmesse Volta.

Auch die Volta blickt neuen Herausforderungen entgegen, denn hier steht ein Personalwechsel an. Wohl nach der kommenden Volta in Basel im Juni wird Direktorin Amanda Coulson die Messe verlassen. Dem New Yorker Ableger wird das nicht schaden, er hat sich konsolidiert. Geradezu antithetisch sind hier in diesem Jahr die Stände von Kleindienst aus Leipzig und Kuttner Siebert aus Berlin: Kleindienst zeigen opulente, aufwendig erstellte Linoldrucke von Jens Schubert (3000–8500 Dollar), Kuttner Siebert drei strenge Bilder des Briten Terry Haggerty (7500 Euro), der in den USA bereits einige Großaufträge erhalten hat. Politische Arbeiten stellt Heike Strelow vor, die das türkische Künstlerpaar Özlem Günyol und Mustafa Kunt auf die Volta eingeladen hat. Ein Kandidat für die nächste Armory ist die Galerie Römerapotheke aus Zürich mit Jana Gunstheimer, die emotionale Verletzungen in Akte der Bildzerstörung überführt.

Kaum als Nebenmessen zu bezeichnen waren die parallelen, großen art shows der ADAA und Independent Art Fair. Beide könnten sich als Anker erweisen, die den Termin der Armory gegen die neue, mächtige Konkurrenz der Frieze stärken. Ob zwei so wichtige Messen innerhalb eines so kurzen Zeitraums erfolgreich sein können, wird sich im Mai zeigen.

Armory Show, bis 11. März. Details:www.thearmoryshow.com

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