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Kultur: Nichts zu verschenken

Die Londoner Zeitgenossen-Auktionen von Christie’s und Sotheby’s sind ein Überraschungserfolg

Im Kunstmarkt steckt noch mehr Leben, als die glauben, die sich gern über die „geplatzte Blase“ mokieren. Drei überaus erfolgreiche Prestige-Auktionen in London demonstrierten, dass weiter mit Zuversicht in Kunst investiert wird – wenn auch auf vorsichtigerem Preisniveau.

Im November gab es bei den New Yorker Auktionen nach Wochen zunehmenden Zögerns den Crash, und die Auktionshäuser blieben auf Stapeln unverkaufter Kunst sitzen. Sie begannen mit Entlassungen und stellen sich auf schmale Jahre ein. Die Schwierigkeit sei, so Sotheby’s Contemporary-Expertin Cheyenne Westphal vor einigen Wochen, dass niemand wirklich wisse, wo die Kunstpreise nun stehen. „Jetzt wissen wir, wo wir 2009 anfangen“, meinte Westphal jetzt nach ihrer erfolgreichen Contemporary-Auktion.

Die Auktionen waren auf Qualität und Verkäuflichkeit getrimmt. Das Preisniveau ist niedriger, geboten wird vorsichtig. Aber verramscht wurde da nichts. Den Leitpreis der Woche setzte Sotheby’s mit dem Verkauf der Edgar-DegasBronze „Petite Danseuse de Quatorze Ans“ für 14,7 Mio. Euro – ein Japaner bezahlte den Preis, der alles Bisherige für diese Auflagenarbeit in den Wind schlug.

Sechs Werke wurden in den drei Auktionen für über fünf Mio. Pfund verkauft – einem Niveau, wo die Superreichen unter sich sind. 43 Werke brachten über eine Mio. Dollar. Das Claude-Monet-Gemälde „Dans la Prairie“ brachte umgerechnet 12,4 Mio. Euro, eine kleine Kirchner-Straßenszene knapp sechs Mio. Euro, ein „Venezia“-Gemälde von Lucio Fontana fünf Mio. Euro.

Sotheby’s Abendauktion für Zeitgenössisches war zu 93 Prozent verkauft, die Tagauktion mit Moderner Kunst für über 90 Prozent – so wenig Ausfälle überraschten doch alle. Für 27 Zeitgenossen spielte Sotheby’s 18,8 Mio. Pfund ein. Im Vorjahr hatte diese Februar-Auktion noch 67 Lose und spielte 95 Mio. Pfund ein. Aber die Preise waren doch deutlich höher als 2005: Damals wurden 54 Lose für nur 15,3 Mio. Pfund verkauft.

„Immer noch besser, als das Geld einem Bernard Madoff zu geben“, fand Sammler José Mugrabi bei Sotheby’s. Gerade im Einerlei der Krise wollten die Menschen sich wieder etwas gönnen, kommentierte Christie’s-Deutschlandchef Andreas Rumbler. „Sie wissen, dass Kunst nicht nur Spaß macht, sondern auch nachhaltig ist“. Matthias Thibaut

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