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Kultur: Nie mehr Knäcke! Das Berliner Konzerthaus bekommt ein Zimmer mit Aussicht

Haben Sie sich beim Blick auf das Konzerthaus am Gendarmenmarkt schon einmal gefragt, wer eigentlich oben rechts im dritten Stock residiert, hinter den hohen Sprossenfenstern, gesegnet mit dem herrlichsten Blick auf Berlins schönsten Platz? Als die DDR 1984 Schinkels klassizistischen Theatertempel als Klassikpalast der Republik aus Ruinen auferstehen ließ, wurde dort tatsächlich der Probensaal untergebracht.

Haben Sie sich beim Blick auf das Konzerthaus am Gendarmenmarkt schon einmal gefragt, wer eigentlich oben rechts im dritten Stock residiert, hinter den hohen Sprossenfenstern, gesegnet mit dem herrlichsten Blick auf Berlins schönsten Platz? Als die DDR 1984 Schinkels klassizistischen Theatertempel als Klassikpalast der Republik aus Ruinen auferstehen ließ, wurde dort tatsächlich der Probensaal untergebracht. Glücklich waren die Musiker des Berliner Sinfonie-Orchesters mit dem Filet-Eckstück des Hauses allerdings nie: Die Akustik des Raumes war nämlich ebenso trocken wie sie im großen Saal „nass“ ist.

Erst bröseliger Knäckebrotklang bei der Probe, dann suppiger Sumpfsound in der Aufführung – das nervt auf die Dauer selbst den geduldigsten Musiker. Dank einer großzügigen Gabe des Versandhaus-Gründers Werner Otto gehören diese verschärften Arbeitsbedingungen ab März 2003 endlich der Vergangenheit an: 4,5 Millionen Euro lässt sich der Mäzen die Metamorphose des Saals durch den Architekten Peter Kulka kosten. Spätens ab Herbst 2003 sollen neben den Proben des BSO hier auch alle möglichen Veranstaltungen von Kammerkonzerten und Lesungen bis zu Galadiners und Konferenzen stattfinden. 280 Plätze gewinnt das Konzerthaus dazu. Damit nicht genug: Im kommenden Frühjahr beginnt auch der Umbau der einstigen Musikbuchhandlung im Sockelgeschoss in eine neue, einladende Kassenhalle.

Mit dem Konzerthaus-Intendanten Frank Schneider, dessen Herz vor allem bei dem Gedanken an ideale Aufführungsbedingungen für zeitgenössische Musik höher schlägt, freute sich am Freitag auch Kultursenator Thomas Flierl – nicht nur in seiner aktuellen Funktion, sondern auch als einstiger Baustadtrat von Mitte: Hier beweise ein Architekt allen Schlossbefürwortern, dass hinter historischen Fassaden zeitgenössische Architektur durchaus funktionieren kann.

Dass das neue Musikzimmer mit Aussicht nach seinem edlen Spender WernerOtto-Saal heißen wird, ist Ehrensache. Ein Stammplatz wird aber garantiert stets für Günther Schirm reserviert sein: Am Ende der Pressekonferenz nämlich meldete sich ein älterer Herr und erklärte, er sei so begeistert von dem Projekt, dass er soeben beschlossen haben, aus seiner Privatschatulle 100 000 Euro draufzulegen. Auch wenn Günther Schrim schon zuvor als Wohltäter des Konzerthauses hervorgetreten ist – solche Spontanspenden gehören in Deutschland wahrlich nicht zum Alltag der Kulturinstitutionen. Noch nicht. Frederik Hanssen

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