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Kultur: Niemals geht man so ganz Kent Nagano verlässt das DSO – und will Berlin treu bleiben

Im November war er in Japan ( in Gifu und Osaka) und in Berlin, im Dezember hat er in Rom, Göteborg und Berlin dirigiert. Im Januar stehen Konzerte in Berkeley und Salzburg auf dem Programm.

Im November war er in Japan ( in Gifu und Osaka) und in Berlin, im Dezember hat er in Rom, Göteborg und Berlin dirigiert. Im Januar stehen Konzerte in Berkeley und Salzburg auf dem Programm. Den Februar beginnt er in Berlin, fliegt dann nach Los Angeles, wo er am 12.„Madame Butterfly“ dirigiert, um am 15.schon wieder beim Deutschen SymphonieOrchester in der Philharmonie auf dem Podium zu stehen, bevor am 21. („Butterfly“) und 22. („Die Frau ohne Schatten“) weitere Operndirigate in Los Angeles zu absolvieren sind.

Kent Nagano mutet sich viel zu. Zu viel, wie der amerikanische Dirigent sich jetzt offenbar eingestanden hat. Darum wird er die Option, seinen Vertrag als Chefdirigent des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin bis 2008 zu verlängern, nicht wahrnehmen. Für Beobachter der Klassikszene ist das keine Überraschung: Im Sommer 2006 legt er die künstlerische Leitung des Orchesters nieder. Denn ab Herbst 2006 hat sich Kent Nagano an die Bayerische Staatsoper nach München verpflichtet. Da er auch noch bei seinem Freund Placido Domingo im Wort steht, der ihn an die Oper von Los Angeles gebunden hat (der Tenor leitet sie im „Nebenberuf“), musste Nagano Prioritäten setzen. Und entschied sich gegen Berlin. Bis ein Nachfolger gefunden ist, hat er sich allerdings bereit erklärt, 2006/07 und 2007/08 je vier Konzertprogramme mit dem DSO zu erarbeiten.

Ulrich Eckhardt, künstlerischer Berater des Orchesters, wertet dies als dezidiertes Bekenntnis zur deutschen Hauptstadt: „Ein reduzierter Nagano ist besser als gar kein Nagano. Ich bin stolz, dass wir ihn nicht ganz verlieren. Schließlich wollte er die Leitungstätigkeit in Berlin zunächst ganz aufgeben.“

Außerdem, so Ulrich Eckhardt, sei es stets das Schicksal des als RIAS-Symphonie-Orchester gegründeten Ensembles gewesen, nur „Durchlauferhitzer“ für Dirigentenkarrieren zu sein. Doch auch unter diesem Blickwinkel sind die sechs Jahre Naganos ein Negativrekord. Lorin Maazel blieb von 1964 bis 1975, Riccardo Chailly leitete das Orchester acht Jahre, Vladimir Ashkenazys Abgang 1999 nach zehnjähriger Amtszeit hatte vor allem finanzielle Gründe.

Für das DSO hat Naganos verzögerter Rückzug immerhin den Vorteil, dass die Musiker in Ruhe einen Nachfolger suchen können. Das allerdings wird nicht leicht: Hat doch der telegene Nagano dem Orchester einen enormen Schub in der öffentlichen Wahrnehmung beschert. Spätestens seit der großen Plakatkampagne, bei der Kent Nagano als metrosexueller Beau von allen Litfasssäulen der Stadt sein Monalisa-Lächeln lächelte, kennt jeder den US-Asiaten. Das DSO geht schweren Zeiten entgegen. F.H.

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