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Kultur: Nigel Kennedy: Alles ist Tanz auf Erden

Bereits kurz nach der Pause die erste Zugabe: Der Meister bittet den Cellisten Olaf Maninger zu sich, um mit ihm einige seiner Lieblings-Inventionen im Duett zu spielen. Die schlichte Polyphonie der kurzen Stücke scheint wie geschaffen für den Dialog zwischen den beiden hoch virtuosen Musikern - eigentlich möchte man sie fortan nur noch in dieser Besetzung hören.

Bereits kurz nach der Pause die erste Zugabe: Der Meister bittet den Cellisten Olaf Maninger zu sich, um mit ihm einige seiner Lieblings-Inventionen im Duett zu spielen. Die schlichte Polyphonie der kurzen Stücke scheint wie geschaffen für den Dialog zwischen den beiden hoch virtuosen Musikern - eigentlich möchte man sie fortan nur noch in dieser Besetzung hören. Nach seinem Besuch mit Bach im vergangenen Jahr ist Nigel Kennedy nun also erneut in der Philharmonie zu Gast: Nicht als "Klassik-Rebell", eher als Missionar und in der Absicht, das Bild vom griesgrämigen, grüblerischen Johann Sebastian ein für alle mal aus der Welt zu schaffen.

Nach der kurzen Streichersinfonie E-Dur von Sohn Carl Philipp Emanuel, als Aufwärmübung für das Philharmonische Bach Collegium, betritt er dann das Podium, der große Spaßmacher der ernsten Musik. Mit dem Violinkonzert in a-Moll freilich scheint auch er sich erst einmal warmspielen zu müssen. Das Allegro wirkt etwas unkonzentriert, dem musikalisch zwar überzeugenderen Andante fehlt die nötige Gelassenheit und Ruhe. Aus dem abschließenden Allegro assai aber macht Kennedy einen echten Kennedy, einen furiosen Tanz, gespickt mit fingerbrecherischen Improvisationen, durchaus im Sinne des Komponisten und seiner Zeit.

Im anschließenden Konzert für Violine, Oboe und Orchester hingegen tritt Kennedy ganz bescheiden auf - und tut gut daran. Albrecht Meier nämlich spielt seinen Oboenpart derart ausdrucksvoll und zwingend, dass jede weitere Einmischung nur gestört hätte. Im E-Dur-Violinkonzert hingegen offenbart sich erneut, dass die Stärke Kennedys ohne Zweifel darin besteht, Virtuosität und Spielfreude zu demonstrieren - wo immer es geht. Wo nicht, da fehlt es ihm oft an tonlicher Wärme und klanglicher Differenzierung: In den Piano-Passagen, in den langsamen Sätzen.

Umso wärmer, umso differenzierter agiert Daniel Stabrawa, der zunächst das sehr aufmerksam kommunizierende Orchester führt, um dann im abschließenden Geigen-Doppelkonzert in d-moll mit seiner samtweichen Tongebung das perfekte Gegenstück zur brillianten Schärfe von Kennedys Spiel zu liefern. Von den vielen Zugaben sei hier nur die spektakulärste erwähnt: "Bags Groove" von Milt Jackson, im Trio mit zwei lustvoll swingenden Philharmonikern. Welch ein Spaß!

Hagen Kohn

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