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Vorsicht, Symbolbild. Vorhang zu, Bühne leer - allerdings im Berliner Zoo Palast. Die im BKA ist kleiner und schwärzer.

© imago images/Frank Sorge

No Show live im Netz im BKA Theater: Wie Sie sehen, sehen Sie nichts

Im März war das Kreuzberger BKA Theater der schnellste Kulturstreaminganbieter. Zum Auftakt des zweiten Lockdowns streamen sie auch - die leere Bühne.

Das Nichts lässt auf sich warten. Schon viertel nach eins und immer noch nichts. Das BKA Theater, das im März beim ersten Lockdown sofort aus der Not eine Tugend machte, und sich mit seinem „Hauptstadtstudio“ als Speerspitze der Kulturstreamer etablierte, ist am Tag eins des zweiten Lockdowns wieder sofort dabei. Nur anders, subversiver. Ohne Pailletten-Show und Hausgeist Edith Schröder, die erst am Mittwoch erwartet wird.

„Leere Bühne“ heißt die von Montag 13 Uhr bis 22 Uhr laufende Protestnote gegen die Schließung. Um 13.18 Uhr geht es dann los. Ganz schön schwarz, so eine leere Bühne.

So sieht es aus, wenn keiner mehr da ist

Vom Vorabend steht noch das Klavier da. Piano allein zu Haus. Ein Innehalten soll die „Leere Bühne“ sein. Eine Erörterung der Frage, ob die Kultur einfach wieder auf Notprogramm umschaltet oder besser mal ihrerseits streikt.

Ein Mahnung, wie es aussieht, wenn die Lichter auch über den November hinaus ausgehen. Wenn keiner mehr da ist, der singt, spielt, Späße reißt.

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Ah, da passiert was. Irgendwas ist schließlich immer. Die Künstler sind im Homeoffice, die Bühnenleute noch nicht. Eine Frau mit Maske erscheint, dann ein Maskenmann, sie haben eine Leiter dabei. Der Saal ist dunkel, auf der Bühne funzelt ein einsamer Spot.

Ein leeres Theater ist sinnlos

Sie packt die Vorhänge ein, er das Klavier, sie rollt es weg, werkelt weiter herum. Immer wieder wird ein Spendenaufruf eingeblendet und der Satz: „Ein leeres Theater ist sinnlos!“ Das meint offenbar auch die Netzgemeinde: Um 14 Uhr schauen zehn Leute online zu. Eine halbe Stunde später noch fünf. Niemand mehr da, nur noch ein Stuhl und die Leiter. Hallo, ist da wer?

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Der reinste Horror Vacui. „Ein leeres Theater ist sinnlos!“, dröhnt die Schrift. Das wäre jetzt der rechte Moment für philosophische Bonmots, für existenzielle Überlegungen. Stattdessen funkt die leere Bühne eins zu eins Leere ins Hirn.

Was ist die Kunst ohne Menschen, was sind die Menschen ohne Kultur? Egal, wenn doch bloß wieder jemand herauskäme. Heda, Maskenfrau, sicher ist doch noch irgendwas im Theater zu tun!

Ohne Menschen bleibt von der Bühne nur öder Raum. Von wegen Bretter, die die Welt bedeuten oder Bühnenmagie. Die Schwärze dröhnt, der rote Live-Button blinkt, noch drei Leute online. Gott sei Dank, da öffnet sich ein Türspalt. Ein Mann, eine Frau, sie tragen Mäntel. Nicht doch, bleibt da, geht bloß nicht nach Haus!

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