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Umstritten. Der Literaturnobelpreisträger Mo Yan bei einer Pressekonferenz in seiner Heimatstadt Gaomi in der ostchinesischen Provinz Shandong.

© AP

Nobelpreis für Literatur: Mo Yan verteidigt Zensur

Streit um den chinesischen Nobelpreisträger: Ai Weiwei wirft Mo Yan vor, ein "bösartiges System" zu verteidigen.

Der chinesische Literaturnobelpreisträger Mo Yan hat in Stockholm die Zensur als notwendiges Übel gegen Gerüchte bezeichnet. Der Autor, der am Freitag seine Nobel-Vorlesung hielt, verglich die Zensur mit Sicherheitskontrollen am Flughafen – ein Satz, der die chinesische Öffentlichkeit nicht erreichte. Ebensowenig wie die Fragen nach dem zu lebenslänglicher Haft verurteilten Liu Xiaobo und der Initiative von 134 Nobelpreisträgern für dessen Freilassung – der Mo Yan sich nicht anschließen wollte.

Dissidenten und Kritiker der chinesischen Regierung wie Ai Weiwei empörten sich über Mo Yans Aussage. „Er sollte sich schämen“, sagte der chinesische Künstler der Nachrichtenagentur dpa, „er verteidigt dieses bösartige System.“ Auch der Direktor des Hongkonger Pen-Zentrums unabhängiger chinesischer Schriftsteller, Patrick Poon, sagte: „Dass ein Nobelpreisträger die Zensur unterstützt, kann auf keinen Fall akzeptiert werden“. Die tibetische Bloggerin Tsering Woeser sagte dem Tagesspiegel: „Mo Yan profitiert von diesem System, deshalb ist er des Preises nicht würdig.“ Anders äußerte sich der Sprecher des Außenministeriums. Hong Lei verteidigte das Urteil gegen Liu Xiaobo als gesetzesmäßig und verbat sich die Einmischung in interne Angelegenheiten. Mo Yan gratulierte er und betonte: „Er liebt sein Land und sein Volk.“

Hausarrest. Beamte bewachen das Haus, in dem Liu Xia, die Frau des inhaftierten Nobelpreisträgers Liu Xiaobo, seit zwei Jahren ohne Telefon- und Internetanschluss lebt.
Hausarrest. Beamte bewachen das Haus, in dem Liu Xia, die Frau des inhaftierten Nobelpreisträgers Liu Xiaobo, seit zwei Jahren ohne Telefon- und Internetanschluss lebt.

© Reuters

Chinas Medien berichteten am Freitag vor allem darüber, dass Mo Yan nicht mehr durch Peking radeln könne, ohne von jungen Mädchen um Autogramme gebeten zu werden. „Mo amüsiert sich über das neue Star-Kapitel in seinem Leben“, schreibt „China Daily“. Die Seite „huanqiu.com“ berichtete über „die wiederholt aggressiven Fragen ausländischer Medien, die Mo Yan ruhig beantwortete“.

Nur einigen Bloggern gelang es, in China über den ersten öffentlichen Kontakt seit mehr als zwei Jahren mit Liu Xia zu berichten – nach wenigen Minuten wurden die Texte meist aus dem chinesischen Internet gelöscht.Die Wachen aßen offenbar zu Mittag, als Journalisten der Nachrichtenagentur AP am Donnerstagmittag bei der Frau des inhaftierten Nobelpreisträgers Liu Xiaobo anklopften. Die chinesische Schriftstellerin und Fotografin steht seit 26 Monaten unter strengstem Hausarrest, nur einmal pro Woche darf sie zum Einkaufen ihre internet- und telefonverbindungslose Pekinger Wohnung verlassen. Ihr einziges Vergehen: Sie ist die Frau des zu lebenslanger Haft verurteilten Dissidenten Liu Xiaobo, der 2010 den Friedensnobelpreis erhielt. „Wie habt ihr das nur geschafft?“, staunte Liu Xia über den Besuch. Sie brach mehrfach in Tränen aus. „Wir leben an so einem absurden Ort“, sagte sie.

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