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Kultur: Nobelpreis: Wem gehört Naipaul?

"Naipaul!" blinken die Agenturmeldungen, und schon wächst im deutschen Verlagswesen die Verunsicherung.

"Naipaul!" blinken die Agenturmeldungen, und schon wächst im deutschen Verlagswesen die Verunsicherung. Wem gehört Naipaul? Seine wichtigsten Romane sind in Deutschland bei Kiepenheuer & Witsch erschienen: Aus den frühen 80er Jahren, als Naipaul als ganz heißer Nobelpreiskandidat gehandelt wurde, sind Szenen in Erinnerung, wie seine damalige Übersetzerin Karin Graf buchmessetagelang als Spezialistin auf Abruf verfolgt wurde. Helge Malchow, Verlagsleiter von Kiepenheuer & Witsch, gibt sich jedoch eher zurückhaltend. "Das war dann so eine Lizenzgeschichte," sagt er. "Naipaul ist jetzt bei Hoffmann & Campe unter Vertrag." Bei Kiepenheuer & Witsch gibt es nur noch einige Restbestände, die meisten Titel sind als Taschenbuch bei dtv.

Am Buchmessen-Stand von Hoffmann & Campe setzt langsam der Ansturm ein. Die Mikrofontrosse von Funk und Fernsehen rollen auf Verlagsleiter Rainer Moritz zu und kesseln ihn ein. Im Zweiminutentakt beantwortet Moritz immer dieselben Fragen, und er variiert dabei ziemlich professionell den Adjektivgebrauch und die Satzstellung. "Wenn jemand seit vielen Jahren im Gespräch für den Nobelpreis ist, glaubt man nicht mehr richtig daran," sagt er.

Und er freut sich darüber, dass das Nobelpreiskomitee "nicht den Weg politisch kurzfristiger Entscheidungen" gegangen ist. Was Moritz jetzt vor allem interessiert: Er möchte Kontakt zu Naipauls Agentin Sally Riley herstellen. "Um die Verkaufschancen für Naipaul in Deutschland zu erhöhen", so Moritz, gebe es auch Rechte-Vereinbarungen mit Claassen. Immer wieder nennt der Verlagsleiter "Auf der Sklavenroute", den Titel des letzten auf deutsch erschienenen Naipaul-Buchs, das 1999 bei Hoffmann & Campe erschienen ist. Doch "Ein halbes Leben", Naipauls aktueller Roman, der dieser Tage bei Knopf erschienen ist, ist bei Claassen unter Vertrag. Moritz muss jetzt dringend mit der Agentin telefonieren.

böt

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