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Kultur: Noch einmal mit Gefühl Der Friedrichstadtpalast plant einen Neustart

„Wir wollen fest auf sexy Beinen stehen“, ruft Berndt Schmidt ins Mikrofon. Der neue Geschäftsführer des Friedrichstadtpalastes meint damit nicht die eigenen Extremitäten, sondern die seiner berühmten Girl-Reihe.

„Wir wollen fest auf sexy Beinen stehen“, ruft Berndt Schmidt ins Mikrofon. Der neue Geschäftsführer des Friedrichstadtpalastes meint damit nicht die eigenen Extremitäten, sondern die seiner berühmten Girl-Reihe. Die taktsicheren Mädels gehören zu den Alleinstellungsmerkmalen des Berliner Revuetheaters, mit denen Schmidt künftig stärker für sein Haus werben will: „Wir sind einzigartig“, findet er, „und die Stadt sollte stolz darauf sein, dass es hier diese herrlich skurrile Kunstform gibt!“

Kein Konkurrent hat zudem so eine „Monsterbühne“ wie der Friedrichstadtpalast: „Eine Choreografie, die in Paris im Moulin Rouge Dynamik hat, wirkt bei uns wie ein Ameisentanz auf einer Tischtennisplatte.“ Darum brauchen die Unterhaltungsshows in dem vor 24 Jahren errichteten Haus eine ganz eigene Handschrift, hat Schmidt nach 70 Tagen im Amt festgestellt. Vor allem aber braucht er künftig mehr Publikum: Seit 2001 ist die Zuschauerzahl im Jahresdurchschnitt von 514 000 auf 400 000 zurückgegangen, zudem wurde die Subvention von 9,3 Millionen auf 6,3 Millionen Euro abgesenkt. Da kann man sich als Institution, die nur zu einem Viertel von Senatsgeldern lebt, keine Experimente leisten. Genau das aber habe sein Vorgänger gemacht, erklärt Berndt Schmidt – weshalb 2007 ein Defizit von rund drei Millionen Euro aufgelaufen sei.

40 Mitarbeiter wird der radikale Konsolidierungskurs den Job kosten, zudem will der Kulturmanager, der zuletzt beim Musicalkonzern Stage Entertainment gearbeitet hat, den Etat bis ins Detail auf Sparpotenziale durchforsten. Nur auf der Bühne soll man das nicht sehen: Die „Glanzlichter der Revue“ kommen ab 25. Januar in einer runderneuerten Version heraus, in den publikumsschwachen Monaten Mai und Juni sollen Gaststars wie Roberto Blanco, Marshall & Alexander oder Max Mutzke zusätzlich die Fans dieser U-Musik-Stars anlocken. Die Kinderproduktion „Der Zauberer von Camelot“, die im Dezember zu 99,5 Prozent ausgelastet war, wird wieder vom 17. Februar bis 4. März gezeigt. Und im Oktober kommt dann die erste von Berndt Schmidt geplante Revue heraus, die gleichzeitig die Erwartungen seiner Zielgruppe 40plus erfüllen und das Publikum mit technischer Innovation und modernen Elementen überraschen soll. Arbeitstitel: „Revuefedern treffen Pop“. F. H.

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