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Kultur: Noch Fragen?

Vater der Filmförderungsanstalt: Zum Abschied von Rolf Bähr

Kann eine Anstalt eine Seele haben? Noch dazu eine Anstalt, die Filmförderungsanstalt (FFA) heißt und als große Geldumwälzungsmaschine der Branche zum Segen des deutschen Filmes funktioniert? Ja, kann sie.

Haben Justiziare, die 20 Jahre ihr Geschäft mit leidenschaftlicher Nüchternheit betreiben, noch eine Seele? Haben Zahlenmenschen, die sich an Tortendiagrammen und Prozentekolonnen berauschen, eine Seele? Unbedingt, sofern sie Rolf Bähr heißen.

Schon recht, in der ganz großen Öffentlichkeit kennen ihn nicht viele – Rolf Bähr, der seit 1970 der FFA diente und sie seit 1990 führte, seit 1998 allein. Aber der Branche, die sich zu bestimmten Anlässen als Filmfamilie nicht nur feiert, sondern fühlt, ist er eine Art Vaterfigur. Ein Zuverlässiger. Einer, der immer an Deck ist. Irgendwie komisch, dass Rolf Bähr heute seinen Abschied nimmt. Ein Ur-Berliner, geboren 1939 in Karlshorst. Ein Preuße. Einer, den mit Anfang 20 der Mauerbau von der Familie trennte. Ein Ehrgeiziger, aber ein Sportsmann. Ein Siegertyp, aber ein Kumpel auch. Einer, der am Schreibtisch einen guten Job machte und einen ebenso guten im zweiten Leben – als Segelweltmeister immer wieder in der Tempestklasse.

Vor ein paar Tagen hat ihn die Filmfamilie im Palace Hotel, tiefes West-Berlin, gefeiert. Nicht stürmisch, sondern besser: in schöner Wärme. Einen Mann mit klarem Gesicht, irgendwann ist man sich sowas schuldig oder nicht. Einen Mann ohne Feinde. Einen Mann, der seinen Laden aus fast geheimdienstlicher Bedeutungshuberei herausgeführt hat. Ja, ein Zahlenfuchs, aber einer mit dem Sinn, aus Daten vernünftige Schlüsse zu ziehen. Ein Ansprechbarer auch, und ein Mensch mit Humor.

Am Montag sah sein Büro noch aus wie immer. Heute, am letzten Arbeitstag, geht es auf Dienstreise nach München, da kennt Rolf Bähr nichts. Sitzung. Dienstpflicht. Noch Fragen? Man würde ihn nachher jederzeit anrufen können.

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