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Marie Bäumer (l.) und Birgit Minichmayr im Filmpreis-Favoriten „3 Tage in Quiberon“.

© Prokino

Nominierungen Deutscher Filmpreis: Die ewige Romy

Emily Atefs Romy-Schneider-Porträt „3 Tage in Quiberon“ geht mit 10 Nominierungen ins Rennen um die Lolas.

Von Andreas Busche

Bitte nicht böse sein. In Zeiten des Shitstorms ist auch auf die Befindlichkeiten von Kritikerinnen und Kritikern zu achten. Darum wurden am Mittwoch zu Beginn der Pressekonferenz für die Nominierungen des Deutschen Filmpreises erst einmal die Filme genannt, die in diesem Jahr garantiert nichts gewinnen werden – weil sie nämlich gar nicht eingereicht wurden. Unter den Filmen, die erst 2019 zur Auswahl stehen, befinden sich unter anderem Christian Petzolds „Transit“ und „Fack ju Göhte 3“ von Bora Dagtekin, der wenigstens schon mal den Preis für den besucherstärksten Film erhält. Die Ehren-Lola geht an Hark Bohm, der für seine Verdienste um das deutsche Kino ausgezeichnet wird. Dass er zusammen mit Fatih Akin auch für das Drehbuch von „Aus dem Nichts“ nominiert ist, gehört zu den schönen Pointen der Veranstaltung, durch die Jörg Thadeusz routiniert-süffisant führte. Dem Charme von Iris Berben und Meret Becker kann nicht mal er etwas anhaben.
Als großer Favorit geht Emily Atefs diesjähriger Berlinale-Beitrag „3 Tage in Quiberon“ ins Rennen um den Filmpreis. Ihr Romy-Schneider-Porträt ist in zehn Kategorien nominiert, darunter für den besten Film, die Regie, in allen Darstellerkategorien außer für die männliche Hauptrolle sowie für Kamera, Maskenbild und Ton. Die Tendenz in der Deutschen Filmakademie weist damit in Richtung arriviertes Arthousekino. „3 Tage in Quiberon“ dürfte in etwa auch dem entsprechen, was die Deutsche Filmförderanstalt vor Augen hatte, als sie kürzlich mehr „publikumsstarke Arthouse-Filme im mittleren Segment“ forderte.

Starke Beiträge aus dem Genrekino

Demgegenüber steht in diesem Jahr ein deutliches Bekenntnis zum Genrekino. Fatih Akins NSU-Drama „Aus dem Nichts“, im Januar bereits mit dem Golden Globe ausgezeichnet, und Robert Schwentkes grimmige NS-Farce „Der Hauptmann“ wurden je fünfmal nominiert, darunter als bester Spielfilm. Beide Filme hatten ihre Weltpremieren auf internationalen Festivals, was zuletzt eher ein Privileg der sogenannten Berliner Schule war.
Auch um deren Vertreter kümmert sich die Filmakademie in diesem Jahr, wobei die zwei Nominierungen für Valeska Grisebachs „Western“ (Spielfilm, Regie) hervorzuheben sind. Stille Filme wie „Western“ drohen im Einzelabstimmungsverfahren gerne mal unterzugehen, der Auftritt in Cannes hat wohl eher geholfen als die vielen guten Kritiken. Auch Nicolas Wackerbarths „Casting“ wurde mit drei Nominierungen nicht vergessen, bei den Hauptdarstellern hat Andreas Lust mit Franz Rogowski („In den Gängen“) allerdings starke Konkurrenz. Die Verleihung der Lolas findet am 27. April statt.

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