zum Hauptinhalt

Kultur: Nur wer sich ändert, bleibt sich treu Klingt gut: 125 Jahre Philharmonischer Chor

In seiner Laudatio zum 125-jährigen Jubiläum des Philharmonischen Chores Berlin wies Klaus Wowereit auf einen „Projektfonds für kulturelle Bildung“ hin, der ab 2008 die Kooperation zwischen Schulen und Kulturschaffenden fördern soll. Darf sich der Philharmonische Chor, der demnächst die Kooperation mit hauptstädtischen Grundschulen in Form eines Patenschaftsprogramms starten will, da wirklich gemeint fühlen?

In seiner Laudatio zum 125-jährigen Jubiläum des Philharmonischen Chores Berlin wies Klaus Wowereit auf einen „Projektfonds für kulturelle Bildung“ hin, der ab 2008 die Kooperation zwischen Schulen und Kulturschaffenden fördern soll. Darf sich der Philharmonische Chor, der demnächst die Kooperation mit hauptstädtischen Grundschulen in Form eines Patenschaftsprogramms starten will, da wirklich gemeint fühlen? Verdient hätte er es. Sein Profil als Laienchor durch eine musikalische Bildungsoffensive nach dem Vorbild professioneller „Education-Abteilungen“ zu schärfen, ist mutig, zumal der Philharmonische Chor seine Profilschärfe innerhalb der überreichen Berliner Chorlandschaft natürlich auch in normalen Konzerten stets von Neuem unter Beweis stellen muss.

Genau wie bei den mutigen Repertoireausgrabungen, durch die der Künstlerische Leiter Jörg-Peter Weigle seit 2003 mit dem Chor immer wieder hervorgetreten ist, muss auch bei so einem bekannten Stück wie Beethovens „Missa solemnis“ eine schlagende künstlerische Gesamtidee her. Denn der harte Kampf um das Berliner Chorkonzertpublikum wird auch von anderer Seite mit originellen Konzertideen befeuert. Und so holten sich Weigle und der Philharmonische Chor Musiker für eine besondere, nämlich „historisch informierte“ Aufführung der Beethoven-Messe in der Philharmonie. Mit dem Concerto Brandenburg saß ein Orchester auf der Bühne, das aus dem Stück ein echtes Abenteuer machte. Nachdem die historischen Instrumente im ersten Teil einen erstaunlich runden und gedämpften Gesamtklang hervorbrachten, präsentierten sie das Zwischenspiel vor dem „Benedictus“ als bizarr zerklüftete Klanglandschaft.

Von den formidablen Solisten fiel vor allem Tomasz Zagorski mit einem runden, schlank geführten und flexibel ins Falsett wechselnden Tenor auf. Doch auch der Rest des aufmerksam in den Chorklang hineinhorchenden Quartetts mit Simona Šaturová, Britta Schwarz und Cornelius Hauptmann betonte, in bewusst gestaltetem Gegensatz zum Orchester, die homogene Seite von Weigles ausgefeilter Klangkonzeption. Der Philharmonische Chor selbst ruhte sich niemals auf seiner mittlerweile ein gutes Jahrhundert alten Erfahrung mit der „Missa solemnis“ aus, sondern griff die ungewohnten Anregungen aus der Welt des historischen Originalklangs in Form kleingliedriger Phrasierung und einer fein abgestuften Dynamik auf. Matthias Nöther

Matthias Nöther

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false