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Kultur: Nur wer sich ändert, bleibt sich treu

Mit der Gruppenausstellung „bella figura“ verabschiedet sich Dieter Brusberg als Galerist

Dieter Brusberg nimmt Abschied in Berlin. Und wie es sich für einen Überzeugungstäter gehört, mit einer Ausstellung, die leidenschaftlich aufblättert, wie es hätte weitergehen können: In „bella figura. 5 Maler unter 50“ arrangiert er Bilder und Grafiken von Stephen Conroy, Mark Shields, Tim Doud, Fausto Faini und Mathias Roloff zusammen mit – erst kurzfristig hinzugewonnenen – lebensgroßen Terrakotta-Figuren von Robert Metzkes. Es sind ungewohnte Namen – nur Faini und Roloff hat die Galerie bereits in früheren Ausstellungen präsentiert. Beabsichtigt war ein persönlicher Ausblick auf die im weitesten Sinne realistische, figurative Kunst; Werke, die sich an eigenen Traditionen entzünden. Herausgekommen ist eine durchaus gewagte Melange, die – wie stets bei Brusberg – mit sehr viel Aufmerksamkeit inszeniert worden ist.

Noch ein allerletztes Mal will es dieser Kunsthändler, der seit beinahe einem halben Jahrhundert im Geschäft ist und unter Künstlern und Kollegen ebenso geachtet wie gefürchtet wird, ganz genau wissen. Ab Juli wird sich der bei aller Enttäuschung über das Niveau derzeitiger Kunstproduktion noch immer schwungvolle Endsechziger aus dem Ausstellungsgeschehen weitgehend zurückziehen: Brusberg ist Spezialist für Schwergewichte wie Max Ernst, verwaltet den Nachlass Gerhard Altenbourgs. Was sich durchaus bequem aus seinem Haus in Hannover bewerkstelligen ließe. Am Kurfürstendamm 213 wird es künftig jedenfalls nur noch Studioausstellungen geben, das Bilderlager in Wedding wird geräumt.

Schon seit zwei Jahren sucht Brusberg einen Nachfolger. Bislang vergeblich: „Ich bin nach 22 Jahren in Berlin an demselben Punkt wie unmittelbar davor in Hannover. Wenn am 30. Juni 2006 kein Nachfolger in der Galerie steht, dann schließe ich ab und gehe.“ Ganz leicht hätte es so ein Nachfolger nicht. Zwar kann sich Brusberg auch eine Minimallösung vorstellen, bei der lediglich der Standort im Eckhaus an der Uhlandstraße erhalten bliebe. Andererseits: „Ein Schmidt-Rottluff-Experte braucht und bekommt meinen Namen nicht.“

Nein, der oder die Ersehnte sollte den Sinn für das Vorhandene mit dem Blick des Mitdreißigers verbinden. Und etwas Kapital mitbringen. Nicht um das umfangreiche Lager abzulösen, das gäbe es auch in Kommission, sondern um selbst zu kaufen. Brusberg kämpft für sein Mischkonzept aus Galerie und Handel, schon aus kaufmännischer Sicht. Aber erst der Erwerb, so Brusberg vor zwei Jahren im Tagesspiegel-Interview, ermögliche „unmittelbare Einsicht“.

Auch die bellissime figure der aktuellen Schau lavieren sich an uns nicht cool vorbei –weder Stephen Conroys monumentale Männerwelt (ab 75000 Euro) noch Mathias Roloffs unverbraucht-altmeisterliche Selbstbildnisse (1100–1200 Euro). Dass auch Brusberg eine schärfere Gangart einlegen kann, beweisen serielle Typenporträts Tim Douds (je 3600 und 6000 Euro). Mit ausgewählten Modellen aus dem Showbiz, die sich nach eigenem Gusto kostümieren, zelebriert der 1971 geborene Amerikaner brüchig-uniforme Wohlstandsidentitäten. Nicht gerade schonend, aber voller sympathetischer Kraft.

Galerie Brusberg Berlin, Kurfürstendamm 213, bis 3. Juli; Dienstag bis Freitag 10–18.30 Uhr und Sonnabend 10–14 Uhr.

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