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Kultur: Oberkluge Ratschläge

THEATER

Im Foyer des HAU 2 sieht es aus wie in einem Mädchenzimmer. Barbiepuppen, Haarteile, Flitterkram überall. Auf den Postern küsst Britney Madonna. Mit der Reihe „Hollywood Unplugged“ hat die junge Regisseurin Barbara Weber ein Markenzeichen kreiert, und ihr Fanclub wird dabei immer größer. Britneyland (noch bis 3.4., jeweils 21.30 Uhr, anschl. Party) ist der Auftakt zu einer neuen „Unplugged“-Serie. Das Verfahren: zwei Schauspieler und ein Musiker proben zehn Tage lang, suchen Bildschnipsel zusammen und ziehen zur Materialsammlung auch schon mal die „Bravo“ zu Rate. Mit einfachen Mitteln und hoher Spiellust wird daraus ein Starposter geklebt. „Stars in stripes zerlegen“: Das Resultat beweist, dass Kult und Parodie längst dasselbe sind. Um die Britney zu machen, benötigen Bettina Grahs und Julia Schmidt blonde Perücken, rosa Fummel, Bühnennebel, Kaugummi und einen DJ. Jedes „Oops“ und „Oh baby baby“ kommt hier ganz emphatisch, mit der gleichen Bubblegum-Naivität spielen sie das Schulmädchen oder die Sexsklavin.

Körper sind dazu da, auf Fotos gut auszusehen – diese Produkt-Philosophie hat so ihre Tücken. Die Botschaft der Britneys ist aber auch diese: Trage Zahnspangen, höre auf Mutti, und sage dir immer: Du bist was Besonders. Die Schulmädchen im Publikum kichern laut, als das erste Mal der Name Justin fällt. Sie kichern, als die Frage der Jungfräulichkeit aufs Tapet kommt. Das Prinzip Britney ist schnell kapiert. Aber das Schöne ist: Man muss Britney nicht mögen, um Spaß an dem Trash-Abend zu haben. Barbara Weber übrigens wird in Theaterkreisen inzwischen Britney genannt

. Sandra Luzina

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