Es ist wohl die hartnäckigste Utopie der Geschichte: die amerikanische Uridee vom Schmelztiegel, aus dem trotz oder wegen aller Unterschiede etwas Großartiges ersteht. Im Kino geht das etwa so: Außenseiter kommt neu in erfolglosen Chor, wahlweise Reitstall oder Schönheitswettbewerb, und mischt die Gruppe ordentlich auf. Am Ende gewinnen Chor/Pferd/Schönheitskonkurrentin mit unkonventioneller Performance, und alle sind glücklich.
Aus solchem Stoff ist die College-Romantikkomödie „Pitch Perfect“. Anna Kendrick, dem jugendlichen Zielpublikum bekannt aus den „Twilight“-Filmen, verkörpert die trotzige Totalverweigerin Beca, die nirgendwo so richtig dazugehört. Sogar die Schickimicki-Mädels von der A-cappella-Truppe The Bellas finden sie zu alternativ. Als sie dann doch eine Bella wird, verliebt sie sich ausgerechnet in Jesse, der bei den feindlichen Treblemakers singt – für die ehrgeizige Chorleiterin Aubrey (Anna Camp) natürlich ein potenzieller Rauswurfgrund. Und die besteht auch noch auf Girliepop mit Stewardessenkostümen, Goldohrringen und tadelloser Dauerwelle. Weiteres Problem: Beca will eigentlich DJane werden und mixt, mit reichlich dunklem Lidschatten und Lederbändern ausstaffiert, am liebsten Discomusik mit Elektrobeats.
Zum Zickenkampf aus dem Klischeebaukasten allerdings kommt es nicht. Im College-Schmelztiegel tummeln sich schließlich auch Fat Amy (Rebel Wilson), die lesbische Schwarze Cynthia Rose (Ester Dean) und die immerzu flüsternde Chinesin Lilly (Hana Mae Lee). Produkt dieser Vielfalt sind atemberaubende A-cappella- und Tanzperformances zu Samples von Ohrwürmern wie „Don’t you“ von den Simple Minds und David Guettas „Titanium“. So entspannt kocht Regisseur Jason Moore das „Sister Act“-Rezept mit modernen Zutaten auf. Es ist völlig klar, dass am Ende die Bellas gewinnen. Bis dahin aber gibt’s großartige, amerikanische Unterhaltung. Nantke Garrelts
In 16 Berliner Kinos; Originalversion im Cinestar Sony-Center
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